Die saudi-arabischen Behörden haben die neuerliche Auspeitschung des Bloggers Raif Badawi aus medizinischen Gründen verschoben. Ein Gefängnisarzt habe festgestellt, dass Badawis Gesundheitszustand die für Freitag geplante Auspeitschung nicht zulasse
Der Termin sei daher um eine Woche verschoben worden. Amnesty International erklärte, Badawi sei am Freitagvormittag aus seiner Zelle geholt und ärztlich untersucht worden.Der Arzt sei zu dem Schluss gekommen, dass die Wunden durch die erste Auspeitschung vor einer Woche noch nicht gut genug verheilt seien, um eine Fortsetzung der Bestrafung zu erlauben.
Die Verschiebung der Strafe aus Gesundheitsgründen zeige die „absolute Brutalität dieser Bestrafung und unterstreicht ihre empörende Unmenschlichkeit“, sagte Amnesty-Vertreter Said Boumedouha. Es sei makaber, dass Badawi nach jedem Mal Auspeitschen erst wieder gesund werden müsse, um die Fortsetzung der Bestrafung zu ermöglichen.
Badawi war zu zehn Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben verurteilt worden, nachdem er auf seiner Website Liberal Saudi Network immer wieder die Religionspolizei für ihre harte Durchsetzung der in dem wahhabitischen Königreich vorherrschenden strengen Auslegung des Islam kritisiert hatte. Im Jahr 2012 wurde er deshalb festgenommen und Ende vergangenen Jahres wegen „Beleidigung des Islam“ verurteilt. Am Freitag vergangener Woche musste Badawi auf einem Platz vor einer Moschee in Dschidda die ersten 50 Peitschenhiebe über sich ergehen lassen. Die restlichen 950 Peitschenhiebe sollten in den kommenden Wochen folgen.
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Mit einer Mahnwache haben die Grünen vor dem Abdullah-Zentrum in der Innenstadt ihre Solidarität mit dem saudischen Blogger Raif Badawi gezeigt.
Die Grünen wollen einen Antrag auf sofortige Schließung des von Saudi-Arabien, Österreich, Spanien und dem Vatikan getragenen Dialogzentrums einbringen.
Amnesty International protestierte vor der saudischen Botschaft in Döbling.
UNO-Menschenrechtskommissar Said Raad al-Hussein appellierte schon gestern an den saudischen König, Badawi zu begnadigen. Auspeitschungen seien „brutal“ und „unmenschlich“, sagte Said. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) forderte von Saudi-Arabien die Begnadigung von Badawi und die Einhaltung der Menschenrechte
Die Auspeitschung des Bloggers Raif Badawi in Saudi-Arabien verstärkt aber in Österreich die innenpolitische Debatte über das König-Abdullah-Zentrum für Interreligiösen Dialog (KAICIID), das von Saudi-Arabien finanziert wird. Die Forderung nach Schließung des Zentrums wird intensiver - die Grünen fordern es dezidiert, auch SPÖ Stimmen gehen eindeutig in diese Richtung. Bundeskanzler Fymann kritisiert das Zentrum scharf, vor allem, weil es von dort keinerlei Verurteilung der brutalen Menschenrechtsverletzung gibt. Ein solches Zentrum "des dialoges" mache keinen sinn, sagt Faymann. Bundespräsident Fischer und Außenminister Kurz setzen noch auf "Vermittlung"und Gnadenappelle an Saudi-Arabien
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Das Abdullah-Zentrum selbst verteidigte sich heute. Die Türen stünden „für alle Interessierten offen“, hieß es in einer Aussendung. Anlässlich der Mahnwache der Grünen vor dem KAICIID habe das Zentrum die Kritiker zum Gespräch eingeladen, um über seine Mission und Aktivitäten zu informieren, so Sprecher Peter Kaiser.
Eine Verurteilung der Auspeitschungen Badawis war in der Aussendung nicht zu finden: „Wir sind Mediatoren, Moderatoren und Förderer im interreligiösen Dialog. Wenn wir rufen, sollen alle kommen - auch Staaten, die das Scharia-Recht anwenden. Daher ist unsere Unparteilichkeit so wichtig“, so Kaiser. „Anders können wir unsere Aufgabe, für die wir geschaffen wurden, nicht erfüllen: Menschen an einen Tisch zu bringen, die normalerweise nicht miteinander sprechen.“ Betont wurde weiters, dass sich die Arbeit von KAICIID auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UNO gründe.
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