ja, das hat mich anfangs gewundert: gerade Irgard als ehemalige "Krebspatientin" macht keine Philosophie aus ihrerNahrungsaufnahme. Da gibt es keine Verbote, kein gsundes "Pflicht"essen -
sie isst, wie sie immer gegessen hat. Dh. mit Ausnahme dessen, was sie nun, nach der Krebserkrankung, auf Grund anderer Ursachen nicht mehr essen kann
Während ihrer Krankheit - Zungengrundkrebs - ist es Irmgard allerdings das Essen zunehmend schwer und schwerer gefallen, bis sie, als Folge der Bestrahlungen - überhaupt künstlich ernährt werden musste. Als sie nach vielen Wochen endlich wieder langsam in kleinen Bissen essen konnte, muss das "ein Fest" für sie gewesen sein. Aber erst nach und nach kam "der Geschmack" wieder ....und den lässt sich Irmgard durch keine Speisevorschriften mehr nehmen
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"VEGAN, Hilfe, ich bin umzingelt. Eben haben
meine jungen Nachbarn ein Frühstücks-und Imbißlokal aufgemacht und
bieten u.a. Erdäpfelgulasch an ‚vegan‘; für mich Grund genug, an einem
anderen Tag hinzugehen, an dem es vielleicht doch wenigstens eine ganz
normale Pasta Asciutta oder Piccata Milanese gibt.
Nahezu an allen
Lokalen prangt der Hinweis auf diese Form der Nahrungszufuhr und der
zusätzlichen Ausweisung auf Inhaltsstoffe, bzw. Zusammensetzung der
Speisen. Müssen die Wirte auf diesen Zug aufspringen? Sind denn die
Menschen tatsächlich ‚kränker‘ als früher, funktioniert der Stoffwechsel
der Menschen heute schlechter als in der Nachkriegszeit, wo man diesen
Begriff noch gar nicht kannte? Oder ist es ganz einfach nur eine
‚Modeerscheinung‘, eine ‚Geldbeschaffung‘?
Die Rücksicht auf das Tier
allein kann es nicht sein.
Oder ist es eine neue Form der Askese, ich will nicht sagen Selbstgeißelung?
Der Mensch sollte froh und dankbar sein, alles,
gut gewürzt und gschmackig in Maßen essen zu können. Und nur das
scheint mir (und auch vielen Ärzten) die richtige Ernährungsform. Denn
erst, wenn man nach einem Schicksalsschlag (zweimal hintereinander
Zungengrundkarzinom) nicht nur die Stimme sondern auch den Geschmack
verloren hat, weiß man ihn doppelt zu schätzen, wenn er sich wieder
einstellt. Und dieses Glück hatte und habe ich. Auch, wenn ich auf Grund
mangelnder Speichelbildung auf verschiedene Produkte ihrer Konsistenz
wegen verzichten muß, so genieße ich es umso mehr, Neues oder bereits
Vergessenes auszuprobieren.
Da werden z.B. Erinnerungen an meine
Ferienaufenthalte im Kloster wach, wo ich mich in die Küche zur ‚runden
und g’sunden‘, lieben Schwester Sebastiana gestohlen und mir ein Stück
frisch gebackenes Brot, bestrichen mit selbstgemachtem Schmalz geholt
habe. Auch war ich dankbar für die große Auswahl an Menüs und Sonstigem
in der ORF-Kantine, denn ich habe mich Zeit meines ORF-Lebens dadurch
einmal täglich ‚warm ernähren‘ können und mußte nicht (für mich allein)
abends aufkochen. Und ich habe immer noch die Nörgler im Ohr, die diese
Werksküche täglich verdammt haben. Nur hatte ich zum Unterschied von
KollegInnen bis heute weder Gastritis noch ein Magengeschwür oder gar
mit Reflux zu tun.