6.10.2024 Gen.2.18 als Mann und Frau schuf er sie Mk.10.2
Ehescheidung
In der ersten Lesung hören wir heute einen Ausschnitt aus der poetischen Schöpfungsgeschichte. Sie findet ihren Höhepunkt dort, wo Gott den Menschen erschafft. „Als sein Spiegelbild“ formt Gott den Menschen, so heißt es im Buch Genesis - und Gott gibt diesem ersten Menschen, Adam, eine Gefährtin zur Seite. „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist“ heißt es heute in der Lesung. Mann und Frau sollen sie sein. Wir wissen, das ist kein wissenschaftlicher Bericht über die Entstehung der Arten: wir wissen heute auch, dass geschlechtliche Identität verschieden gelebt werden kann – bitten wir um Freude an unserem Mensch-sein:
Bitten wir, dass Frauen und Männer in allen Gesellschaften ein gleichwertiges und selbst bestimmtes Leben führen können
Bitten wir für Frauen und Männer in der Kirche, dass auch hier endlich Grenzen und Ängste überwunden werden und Frauen auch als Priesterinnen denkbar sind
bitten wir grundsätzlich für alle Menschen, dass sie in der von ihnen
empfundenen Geschlechtlichkeit akzeptiert und respektiert werden
Wir bitten auch für alle, die keinen fixen Partner haben, dass sie dennoch in einem beglückenden Miteinander mit anderen leben können
Im Evangelium wird Jesus auf das Problem der Ehescheidung angesprochen. Bitten wir für alle Paare, die aus Problemen in ihrem Zusammenleben nur den Ausweg der Scheidung sehen: dass sie eine Trennung ohne Verbitterung und Zorn schaffen
Bitten wir für alle Kinder, dass sie mit dieser Situation und auch mit einer eventuellen Trennung gut fertig werden
Und bitten wir für alle Geschiedenen, die einen neuen Partner gefunden haben, dass ihr Neuanfang glückt und sie sich auch in der Kirche angenommen wissen
Bitten wir jeden Tag um Dankbarkeit für unser Leben – und um Gelassenheit, wenn es zu Ende geht.
Das alles bitten wir Dich, Gott, den wir in aller Schöpfung suchen. Amen
In der Bibel gibt es zwei Schöpfungserzählungen.
Wer sie verfasst hat, ist heute unbekannt. Aber über lange Zeit hat jede Generation sie an die nächste weitererzählt. Dabei hat es immer wieder kleine Veränderungen gegeben. Erst zwischen 700 und 500 vor unserer Zeitrechnung wurde die Schöpfungserzählung in zwei Versionen aufgeschrieben. Wir hören heute den älteren Text, Gen.2.18 - und in dem gibt es – auch was das Menschenpaar betrifft – einen gravierenden Unterschied zum Kapitel 1 der Genesis. Hier schafft Gott Mann und Frau nicht in einem einzigen kreativen Akt, am Ende der Schöpfung. Vielmehr hören wir in Gen 2, wie Gott den Menschen gleich zu Beginn der Schöpfung schuf, und zwar aus Erde. Dann aber sieht Gott, „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist“. Aus der Rippe des Menschen „Adamah“ (was aber eigentlich Erde bedeutet) formt Gott nun die Frau . „Gott, der Herr, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu.Und der Mensch sprach:Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie genannt werden; denn vom Mann ist sie genommen. Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und hängt seiner Frau an und sie werden ein Fleisch sein“.
Die erste Schöpfungserzählung (sie ist aber jünger!)
steht in Gen.1. Das ist die Erzählung wie Gott in sieben Tag die Welt erschafft – nach
jedem Tag und jedem Akt der Schöpfung wird immer wieder der Satz wiederholt:
"Und Gott sah, dass es gut war". Nach dieser Erzählung wird der
Mensch erst am Ende der Schöpfung geschaffen. Das
Besondere in dieser Fassung: „Die Menschen werden als Ebenbilder Gottes
bezeichnet. Das ist normalerweise ein Titel der nur Königen vorbehalten ist –
eine Demokratisierung der Königsidee. Es ist die Menschheit insgesamt , die den
Schöpfergott gegenüber der übrigen Schöpfung verritt. Es ist dies ein ziemlich
revolutionärer Text, denn er stellt Frau und Mann auf dieselbe Stufe“ Thomas Römer,
Prof f AT Lausanne
Die biblische Paradiesgeschichte mit den zwei
Hauptakteuren Adam und Eva, als erstes Menschenpaar, spielt in allen drei
großen monotheistischen Religionen Christentum, Judentum und Islam eine
besondere Rolle. Die „Schöpfungsgeschichte zählt wohl zu den bekanntesten Texte
der Weltliteratur.