Das
dürfen wir nie vergessen: Jesus war im Alltag seiner Zeit nicht „der liebe Heiland“.Er war ein normaler Mann, und auch seine Mutter und seine
Verwandten haben ihn wohl nicht gleich als Gottes Sohn gesehen und verehrt. So
jemanden in der Familie zu haben, der Aufsehen erregt, das ist nicht einfach.
Man ahnt vielleicht: Ja, dieser Mensch könnte etwas Besonderes sein – aber im
Alltag kann es sehr peinlich sein, einen Angehörigen zu haben, der „anders“
ist. Denken wir nur, wie ausgegrenzt, oft in der eigenen Familie, bis vor
kurzem noch homosexuelle Menschen waren. Das Evangelium berichtet es heute spannend: Da
ist dieser eigenartige Jesus, um den es sich richtig „abspielt. Wo er hinkommt,
lässt er keinen unberührt. Die einen sind begeistert, die anderen – meist die
vorgeblich Gebildeten – sind empört. Da ist aber auch seine Familie – Mutter
und Geschwister beschließen: „Wir müssen
den Jungen heimholen“ Sie machen sich
Sorgen um ihn, sie bitten ihn aus einem Haus herauszukommen, wo er eben zu Gast
ist. Jesus aber lässt Familie Familie sein: „Bruder Schwester und Mutter ist
mir, wer den Willen Gottes tut“, sagt er und denkt nicht daran, nach Hause
zurückzukehren. Jesus kann mit Konflikten leben – einfach ist das nicht, so
bitten wir heute
dass wir selbst Jesus nicht nur verklärt als
„den lieben Heiland“ sehen, sondern als Menschen in einer konkreten
Lebenssituation, die für manche auch verstörend war
dass wir das Ungewöhnliche, das Provokante,
das so ganz andere an Jesus wahrnehmen
dass wir auch „Anstoß“ an ihm nehmen, dass wir
Widersprüche, die wir empfinden, nicht nur fromm „weg beten“
dass wir von Jesus lernen, selbst klare
Standpunkte einzunehmen, dass wir Konflikte austragen können, auch wenn sich
das gegen uns nahe Menschen richtet
dass wir mit dem Blick auf Jesus Geduld und
Respekt vor allen Menschen haben, die aus dem Rahmen fallen, die nicht
angepasst sind, die ihren eigenen Weg gehen und oft anecken
dass wir uns aus diesem Leben – gerade von
Maria - Geduld abschauen, Toleranz,
einen langen Atem für alles, was wir nicht gleich verstehen
bitten wir heute, dass Eltern, dass Mütter und
Väter, ihre Kinder in die Freiheit entlassen, dass sie loslassen können und
Kindern nicht ihr eigenes Lebensmodell aufzwingen wollen.
Bitten wir auch, dass Geschwister
untereinander ihr jeweils Anders-sein akzeptieren und als Bereicherung
empfinden
So
bitten wir heute auch für unsere Kirche, dass sie – mit dem Blick auf Jesus
- niemand ausgrenzt, der „anders“ ist . Und
dass wir selbst den Mut haben, unseren eigenen Weg zu finden und zu gehen. Im
Namen Jesu. Amen