Nein, die Moa ist noch nicht richtig "gaga" -
aber heute früh hätte sie sich fast gewünscht,
dass nur noch die SONNENUHR zählt,
die Stunden zählt (Foto von Freundin Irmgard Czerny) Jede, wirklich JEDE Uhr in der
Wohnung der Moa zeigt heute die Zeit anders.
Also, da, wo Uhr nicht umgestellt, ist, da
es irgendetwas nach 8.oo ....dort wo
brav "umgestellt"...ist es irgendetwas nach 7.00.
Ja "irgendetwas" - denn selbst die elektronischen Uhren zeigen die Minute anders an. Normalerweise sieht man wohl nicht so genau darauf, aber heute früh nervt es die Moa.
7.19 am PC, 7.22 am handy, 7.21 auf der Temperatur und Wetteranzeige,
Nicht zu reden, von den "altmodischen" Uhren, die die Moa
noch gestern abend brav umgestellt hat ...na gut, da hat sie es wohl selbst mit den Minuten nicht so genau genommen ...
Aber bald wird man sich wohl daran gewöhnen, dass man
nie so ganz RICHTIG SEHEN kann.
Denn das kennt man ja: selbst wenn zwei Menschen zur selben Zeit auf das dasselbe Objekt sehen,
jeder SIEHT irgendetwas anders.
Dem einen sticht nur ein besonderes Detail heraus
Der andere über-sieht etwas,
wieder ein anderer deutet das, was er sieht,
ganz anders-
"Schau Arthur" sagt die Moa, als sie gemeinsam bei der Bushaltestelle stehen "schau, die vielen bunten Blätter hier am Boden - "Moa", sagt der Arthur, "schau, da sind noch immer so viele Ameisen ....."
Ja so "sieht" - bemerkt - jeder etwas anderes ...
Vom SEHEN handelt heute auch die Geschichte aus dem Sonntagsbuch der Moa.
Ein blinder Mann, schon von Geburt an kann er nichts sehen, wird plötzlich geheilt.
Er kann wieder SEHEN - immer schon hat sich die Moa gefragt: wird es dann nicht auch Dinge geben,
die einen erschrecken,
wenn man sie um ersten Mal sieht?
Was es heißt "blind" zu sein, oder auch nur mehr schlecht zu sehen, das weiß der Arthur.
Im Pflegeheim der Omama gab es viele
Bewohner, die blind oder auf Seh-HILFE angewiesen waren. Der Arthur wusste, da muss man ganz gut aufpassen, da darf man nicht einfach auf jemand zu rennen, der sieht mich ja nicht, der könnte sehr erschrecken oder sogar stürzen.
Ja, wir, wir können SEHEN.
Der Arthur sieht wie ein Falke - und oft genug sieht er trotzdem nix.
"Bitte, so pass doch auf" schreit die Moa
"siehst du die Stiege nicht ... siehst du das
abgestellte Kinderwagerl nicht ...siehst du nicht, dass du gleich über dein Klumpert am Boden fallen wirst ...."
"Ja siehst du denn nicht..."
Auch uns geht es so - man stolpert, weil man
nicht richtig hingesehen hat. Aber noch viel öfter
WILL man gar nicht so genau hinsehen, denn wer weiß ....
Der Obdachlose auf der Bank, die Bettler, da und dort
streitende Jugendliche
ältere Menschen, die mühsam etwas schleppen ...
wenn man all das wirklich SIEHT - dann müsste man
ja auch reagieren, irgendwie ....
SEHEN kann mühsam sein, kann einem Verantwortung
abfordern
Der Arthur zum Beispiel sieht, dass ein Kind, das im Wagerl sitzt, plötzlich seinen Schuh auszieht und aus dem Wagerl werfen will
"Der Schuh, der Schuh" ruft der Arthur - wir sind gerade in der
langen U Bahn Passage ...und die fremde Mama wird aufmerksam,
und kann den Schuh "retten". "Jöh, Danke!!" sagt sie
Aber manchmal will auch der Arthur nicht SEHEN
"Bitte schau doch, wo du hin steigst" sagt die Moa,
Aber da ist er mit den neuen Schuhen schon in der Lacke!
Viel, viel kann man über DAS SEHEN nachdenken.
Aber das aller-allerwichtigste SEHEN ist wohl das
Gnothi seauton
"ERKENNE DICH SELBST"
SICH SELBST RICHTIG SEHEN
Sich nichts vormachen
Sich nicht durch die rosa Brille sehen.
Es aushalten, dass man ein Mensch mit vielen Fehlern
ist - es aushalten, dass man nicht immer so gut
fühlt und denkt, wie man es gerne möchte.
Da will man oft gar nicht richtig hinsehen ....
Über den Arthur war die Moa erst vor wenigen Tagen
zu Tränen gerührt.
Dieser kleine Arthur ist fähig, seine wirklichen Gedanken und Gefühle zu erkennen , SICH SELBST zu SEHEN
Was ist passiert?
Der Arthur liebt seinen kleinen Bruder Damian über alles.
Schon in aller Früh will er ganz nahe bei ihm sein, küsst
ihn, schmust ihn ab, bringt ihm alles an Spielzeug, von dem
der Arthur glaubt, auch sein "Knuckipucki" könnte
es brauchen - "ich liiiiieebe meinen kleinen Bruder"
sagt der Arthur immer wieder und wir können es nicht fassen,
wie zärtlich, ja fast mütterlich zärtlich, ein kleiner
Dreijähriger mit einem winzigen Neugeborenen umgehen kann.
Aber dann - vor wenigen Tagen - da sitzt der Arthur,
und er wirkt betrübt, richtig betrübt - und der Arthur sagt
plötzlich zu seiner Mama:
"Manchmal habe ich den Knuck nicht so lieb...."
und zur Moa sagt der Arthur: "Trag DU jetzt den Knuck, ich will allein mit der Mama spielen!"
Ganz ganz liebevoll nimmt da die Arthur Mama den Arthur in die Arme: "Das ist doch das Normalste auf der Welt, dass du den
Knucki nicht immer gleich lieb haben kannst. Er wird dir immer
wieder einmal auf die Nerven gehen ....das geht doch auch uns so...manchmal haben auch wir nicht nur liebevolle Gefühle...
(- haha, ja der Arthur weiß das, auch seine Mama kann hin und wieder mit ihm "brüllen")
Und trotzdem haben wir Dich immer und ewig lieb....
Das ist nichts Schlimmes, wenn du den Damian nicht
ununterbrochen lieb haben kannst ...ist doch klar, dass du manchmal auch nur mit uns allein sein willst, so wie früher...
Was für eine Leistung, denkt sich die Moa,
Was für eine Leistung, dass ein
so kleiner Bub wie der Arthur
so ehrlich mit seinen Gefühlen umgeht ...
Man muss nicht alles rosig sehen
Man darf gar nicht mit der rosigen
Brille durchs Leben gehen ....
RICHTIG SEHEN
darauf kommt es an.
RICHTIG SEHEN -
- ja,auch das, was nicht so gut ist ...
aber das ist genau richtig:
Dann sieht man mit dem Herzen gut
PS Für den heutigen Sonntag - passend zur Sonntags Geschichte für den Arthur -
BITTEN um das RICHTIGE SEHEN
dass wir hinsehen können, auf die Wirklichkeit in unserem Leben. Auf das Gute und das weniger Gute. dass wir uns nichts vormachen, sondern uns selbst sehen wie wir sind
Dass wir uns aber auch für Umwelt und Gesellschaft interessieren, dass wir
uns engagieren, dass wir uns einmischen, dass wir nicht wegsehen, wenn Unrecht
geschieht
dass wir gut und
gütig sehen wollen, die Menschen um uns, dass unser Blick sie verwandelt
und ihnen gut tut, dass wir das Einmalige an Menschen und Situationen
wahrnehmen – auch an uns selbst
dass wir uns umsehen können, dass wir nicht auf uns
selbst bezogen bleiben, dass wir
aufmerksam und mitfühlend sind, dass uns das Schicksal anderer berührt und uns
handeln lässt
dass wir einsehen können, wenn wir uns falsch
verhalten haben, dass wir einsehen können, wenn es an der Zeit ist,
etwas zu verändern
dass wir nachsehen können, immer dann, wenn wir
glauben, gekränkt worden zu sein.
dass wir aber auch
uns selbst Fehler und Versagen nachsehen können
dass wir aufsehen können, wenn uns Sorgen und
Unsicherheiten niederdrücken, wenn wir manchmal selbst nicht mehr weiterwissen,
bitten wir aber auch um einen klaren Blick
für die Länder Europas, weil es gelingen muss, das Schicksal hunderttausender Flüchtlinge gut und menschenwürdig zu lösen.