20.1.2018 Mk.3.20 Er ist von Sinnen
Der Schreiber des Markus Evangeliums hat Sinn
für Spannung und Drastik. Man kann sich den Bericht fast in einem Gratis U
Bahnblättchen vorstellen. Da ist dieser eigenartige Jesus, um den es sich
richtig „abspielt. Wo er hinkommt, sind die Massen. Die einen sind begeistert,
die anderen – die vorgeblich Gebildeten – sind empört. Da ist aber auch seine
Familie – für die ist das alles ein Horror „Wir müssen den Jungen heimholen,
sagen sie, der spinnt ja, der ist verrückt“
Das
dürfen wir nie vergessen: Jesus ist nicht abgehoben als der liebe Heiland
herumgezogen. Er war ein normaler Mann, und auch seine Mutter und seine
Verwandten haben ihn wohl nicht gleich als Gottes Sohn gesehen und verehrt. So
jemanden in der Familie zu haben, der Aufsehen erregt, das ist nicht einfach.
Man ahnt vielleicht: Ja, der junge Mann könnte etwas Besonderes sein – aber im
Alltag kann es sehr peinlich sein, einen Angehörigen zu haben, der „anders“
ist. Denken wir nur, wie ausgegrenzt bis
vor kurzem noch homosexuelle Menschen waren – Jesus hat ganz sicher nichts
gegen diesen Vergleich - bitten wir heute
dass wir selbst Jesus nicht nur verklärt sehen,
sondern uns selbst von ihm provozieren lassen
dass wir das Ungewöhnliche, das Provokante,
das so ganz andere an Jesus wahrnehmen
dass wir auch „Anstoß“ an ihm nehmen, dass wir
Widersprüche, die wir empfinden, nicht nur fromm „weg beten“
dass wir immer wieder auch an das durch und
durch menschliche Leben von Jesus und seiner Familie denken
dass wir uns aus diesem Leben – gerade von
Maria - Geduld abschauen, Toleranz, einen langen Atem
für alles, was wir nicht gleich verstehen
dass Jesus „nachfolgen wollen“ auch heißt: in
Kauf nehmen, dass wir selbst auch bisweilen als komisch, als seltsam angesehen
werden
dass wir mit dem Blick auf Jesus Geduld und
Respekt vor allen Menschen haben, die aus dem Rahmen fallen, die nicht
angepasst sind, die ihren eigenen Weg gehen und oft anecken
bitten
wir, dass vor allem auch unsere Kirche niemanden ausgrenzt, der „anders“ ist
Du
guter Gott, wir danken dir, dass wir mit Jesus auf dem Weg sein dürfen – durch
alle Höhen und Tiefen, auf allen Umwegen und Irrwegen unseres Lebens: denn wir
sind gewiss, alle Wege führen zu dir.
amen