12.3.2025 Jon.3.1 Kehrt um
Ehrlich erkennen, wo etwas bei mir schief läuft
Die erste Lesung erzählt heute eine Geschichte, die wir vermutlich alle kennen. Die Geschichte von Jona und dem Wal. Jona ist ein Prophet, den Jahwe in die große Stadt Ninive senden will, um die sündigen Menschen dort vor ihrem Untergang zu warnen. Jona hat mit dieser Berufung absolut keine Freude. Er flieht auf ein Schiff, das ihn anderswo hinbringen soll. ABER: das Schiff gerät in Seenot, die Besatzung erfährt, dass da einer am Schiff ist, der vor einem Auftrag Gottes davonläuft, und so wird dieser Passagier schnell über Bord geschmissen, damit sich die See wieder beruhigt, das heißt, damit die Götter Ruhe geben. Wir wissen, wie die Geschichte weiter geht. Nach drei Tagen im Bauch des Wals spuckt dieser Jona aus – und das ausgerechnet am Strand von Ninive. So, jetzt muss Jona seinen Auftrag erfüllen. Merke: wenn Gott einen ruft, dann entkommt man diesem Ruf nicht so schnell.
Hier nun setzt die heutige erste Lesung ein: Jona durchquert nun die große Stadt Ninive und er kündigt deren Zerstörung an – aber da passiert das Unglaubliche. Der König von Ninive und mit ihm alle Menschen in der Stadt bereuen ihr Unrecht und tun Buße. Und nun passiert noch Unglaubliches: Diese Umkehr besänftigt Gott. Anders als angedroht, straft Gott Ninive nun nicht. „Es reute ihn“, heißt es in der Lesung aus der jüdischen Bibel. Im Empfinden der Menschen hat sich nun das Gottesbild verändert. Man kann sich mit Gott versöhnen, wenn man sich ernsthaft ändern will. KEHRT UM, Das ist es auch, was Jesus predigt: KEHRT UM! Aber um das zu tun, muss man wohl zuerst erkennen, was man falsch macht. So bitten wir heute
dass wir erkennen: dass nicht alles gut und richtig ist, nur
weil wir es jahrzehntelang schon genauso gemacht haben
dass wir erkennen: dass wir Bequemlichkeit überwinden müssen, um Neues an uns heranzulassen
dass wir erkennen: wie sehr wir an Dingen festhalten, die uns schon längst zur Last geworden sind
dass wir erkennen: wie sehr manche unserer alten Gewohnheiten auch eine Belastung für andere sind,
dass wir auf das schauen, womit wir uns und anderen das Leben leichter machen können
dass wir erkennen: dass wir zumeist nicht GEGEN etwas kämpfen müssen, sondern FÜR etwas, für mehr Miteinander, für mehr Gerechtigkeit, für mehr Frieden, für mehr Freude
und bitten wir nicht zuletzt, dass wir auch erkennen, was Gottes Auftrag an uns selbst ist – und dass wir dann nicht versuchen davon zu laufen
Du guter Gott, so lass uns erkennen, wo auch wir etwas in unserem Leben ändern müssen. Lass uns das nicht als Zwang und Einschränkung sehen, sondern als einen Gewinn von mehr Freiheit. Inständig bitten wir auch heute für die Menschen im Krieg, wir bitten für alle, die in großer Gefahr und Angst sind, wir bitten um Frieden. Amen
Das Jonabüchlein ist im Unterschied zu den anderen
Prophetenbüchern keine Sammlung von Einzelsprüchen, sondern eine Novelle, die sich um die einzige Prophezeiung des Buches rankt, das
Wort gegen Ninive in 3,4: "Noch
vierzig Tage und Ninive ist zerstört". Dem Buch geht es darum, dass das als unbedingt angesagte
Unheil doch noch abgewendet werden kann; Gott ist in seinem Handeln souverän,
größer, als Jona es begreifen kann. Über allem steht die Aussage von der
überragenden Barmherzigkeit Gottes mit allen Menschen/Geschöpfen: "ein
gnädiger und barmherziger Gott, langmütig und reich an Huld", 4,2.
Sprachliche (Verwendung aramäischer Sprachelemente) und inhaltliche Gründe weisen als Entstehung auf das 4. Jh. v.Chr. Das ganze Buch wird am Versöhnungstag in der Synagoge verlesen.
https://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/altes-testament/dodekapropheton-kleine-propheten/jona/