13.9.2023 Lk 6.20
Wohl euch ihr Armen, wohl euch ihr Verfolgten ....
Die Kirche begeht heute den Gedenktag des hl. Chrysostomus. Er lebte im 4.Jahrhundert nach Christus und war nicht nur Bischof von Konstantinopel sondern galt auch als besonders guter Theologe und Redner. Was den Regierenden nicht immer gefiel, so musste Chrysostomus sogar zweimal in die Verbannung. In den fortlaufenden Lesungen hören wir aber heute eine Variation zur Bergpredigt Jesu im Matthäus Evangelium – bei Lukas ist es eine Feldpredigt Jesu aber mit ähnlich verstörendem Inhalt. Da wie dort geht es um Widersprüchliches. Es sind Aussagen, die provozieren. Herkömmliche Werte werden von Jesus radikal auf den Kopf gestellt: was normalerweise als Unglück erscheint: Hunger zu haben, verzweifelt zu sein, von Anderen gehasst zu werden – das sollen wir, mit den Augen Jesu, als Glück preisen. „Wohl euch!“ „Freut euch und tanzt, wenn das geschieht“, heißt es bei Lukas. So zu denken, das stellt die Welt auf den Kopf. (Kein Wunder wenn solche Worte Witze provozieren, siehe oben) Müssten wir also darum bitten arm zu sein, unglücklich, hungrig, von anderen gehasst?
Bitten wir, dass wir lernen auch in
Widersprüchlichkeiten zu leben. Dass wir uns getrauen, immer wieder unsere fest
gefügte Werte-Welt zu hinterfragen
Dass wir die Unbegreiflichkeit Gottes immer mehr annehmen können, wenn auch nicht verstehen
Dass wir es aushalten, auf viele Fragen keine Antwort zu bekommen
Dass wir Unbegreifliches Schmerzliches auch dann annehmen können, wenn wir den Sinn nicht verstehen
Dass wir weiter vertrauen und nicht verbittern, wenn Wünsche und Erwartungen und vor allem auch Gebete nicht erfüllt werden
Dass uns das Leid in der Welt nicht zynisch macht und abstumpft, dass wir es nicht "gottgewollt" hinnehmen, sondern dass wir uns herausgefordert fühlen, zu helfen.
Bitten wir ganz konkret für all die Menschen, die im wahrsten Sinn des Wortes hungern und weinen, die beschimpft und gehasst werden, die man verfolgt und aus Gemeinschaften ausschließt: Menschen verzweifelt und ihrer Existenz beraubt, wie jetzt die Opfer der Umweltkatastrophen: Jesus will ganz sicher nicht, dass wir uns mit ihrem Schicksal abfinden – bitten wir, dass wir zur Stelle sind, wo immer wir helfen können
Denn das wissen wir: das Himmelreich ist dort, wo wir selbst Himmel schaffen. Dazu brauchst du uns und dazu hilf uns guter Gott, Amen.