Nein, so ein Sprücherl wird der Arthur wohl niemals hören. "Gott" sei's gedankt
"...wirst schon noch einmal sehen, wo Gott wohnt...": das ist Teil einer - wir hoffen es,
vergangenen - schwarzen Pädagogik. Dunkle Drohung für Kinder, aber auch Erwachsene
EINMAL wirst du dir Nase blutig schlagen,
EINMAL wird schon alles schlecht ausgehen
EINMAL wirst du scheiten mit Bomben und Granaten
"....und DANN ...dann wirst schon noch einmal sehen,
wo Gott wohnt..."
"Wo Gott wohnt": das meint dann:
DORT ist die rabenschwarze Abrechnung mit allen Verfehlungen
Zu Zeiten als die Moa noch ein Kind war,
da konnten solche Verfehlungen auch
ganz klein sein: "du wirst schon noch sehen....":
wie weit du kommst
wenn du keck bist -
wenn du aufmüpfig bist -
wenn du nicht zu allem Ja und Amen sagst
du wirst schon noch sehen, wohin du kommst
(und wo Gott wohnt...)
wenn du glaubst, du könntest aus der Reihe tanzen
wenn du glaubst, du könntest etwas Neues probieren
wenn du glaubst, du wüsstest selbst, was für dich gut
oder nicht gut ist ...
"Einmal wirst schon noch sehen - wo Gott wohnt!"
Das ist nämlich die Wohnung eines Oberrichters - na vielleicht sogar eines Scharfrichters
Dann heißt's: jetzt wird es eng für dich, oder gleich: Kopf ab!
Die Moa, damals noch die kleine Ilse, hat sie wirklich noch gehört, solche mehr oder weniger subtilen Drohungen ..... ja ein wenig Angst hat man damals schon noch empfunden ....
aber selbst gegen die Angst hat sich das trotzige Kind gedacht:
und wenn schon .....das und das und das, ich will es ....ich tue es trotzdem...
Das Meiste davon war völlig richtig - auch wenn es nicht in die Droh- und Gebote -
Pädagogik gepasst hat - und vielleicht heute noch nicht hinein passt
SELBST wissen und verantworten - was man tut
wenn "Gott" irgendwo anzutreffen ist - dann DORT
Im Sonntagsbuch der Moa stehen heute dazu zwei schöne Geschichten
Vor tausenden von Jahren hat man Gott immer wieder in Naturerscheinungen gesucht
Alles, was einem Angst machte,
konnte ein Gott sein, und so fürchtete man sich vor diesen Göttern in Blitz und Donner,
in Feuer und Erdbeben. Gewaltig und bedrohlich stellte man sich so einen Gott vor,
einen, der kommt um zu strafen oder um schreckliche Opfer von den Menschen zu
fordern. Vor 3000 Jahren aber macht ein Mann im Nahen Osten, auf dem Berg Karmel -
(der ist gar nicht hoch, nur 546 m - )
eine ganz andere Erfahrung.
Der Gott, auf den er wartet, kommt nämlich
nicht im Sturm, er kommt nicht im Feuer,
er kommt nicht im Erdbeben - es ist
ganz anders. Plötzlich,
in einem sanften Säuseln des Windes glaubt
der Mann, er heißt Elija - dass er in diesem sanften zärtlichen Luftzug "seinem" Gott begegnet ist.
Vom "lieben Gott" sprechen wir ja mit dem Arthur nicht -
er selbst soll - frei von Bildern, die wir ihm jetzt schon in den Kopf setzen - durchs Leben gehen. Voll Freude, voll Begeisterung (wie jetzt am Meer) angstfrei, immer voll Zuversicht und Mut.
Aber spätestens wohl im Kindergarten, und der fängt ja schon bald an, wird Arthur
irgendetwas von "Gott" hören - er wird auch mit anderen Kindern zusammen kommen,
die diesen oder jenen Glauben haben, und zur Bildung gehört es ja auch einfach dazu, über verschiedene Religionen Bescheid zu wissen. Heute mehr denn je
Aber die Moa wünscht sich, dass der Arthur EINES IMMER weiß
Was immer man ihm von einem Gott erzählt:
er braucht sich nie zu fürchten
Er darf sich nie Angst einjagen lassen,
er darf nie den Kopf einziehen müssen
- auch vor keiner Ideologie -
der Arthur soll immer wissen:
"DORT WO GOTT WOHNT",
und das gilt auch im übertragenen Sinn
DORT
wo es eine wirkliche Autorität gibt
DORT gibt es nichts zu fürchten,
"Fürchtet euch nicht" das steht heute auch ganz groß in der zweiten Geschichte
im Sonntagsbuch der Moa.
FÜRCHTET EUCH NICHT
hat der Philosoph Kant das formuliert
Fürchte dich nicht,
hab immer den Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen