Ich dein baum
Nicht du sollst meine Probleme lösen
sondern ich deine Gott der Asylanten
nicht du sollst die Hungrigen satt machen
sondern ich soll deine Kinder behüten
nicht du sollst den Flüchtlingen Raum geben
sondern ich soll dich aufnehmen
schlecht versteckter Gott der Elenden
Du hast mich geträumt Gott
wie ich den aufrechten Gang übe
und niederknien lerne
schöner als ich jetzt bin
glücklicher als ich mich traue
freier als bei uns erlaubt
Hör nicht auf mich zu träumen Gott
ich will nicht aufhören mich zu erinnern
dass ich dein Baum bin
gepflanzt an den Wasser Bächen
des Lebens
aus: Dorothee Sölle (“loben ohne lügen”, gedichte. 2000. Verlag Fietkau,
Berlin)