5.12.2023 Jes.11.1 dann wohnt der Wolf beim
Lamm vorher Jes.2.1
Die liturgischen Texte der Kirche im Advent gehören zu den Schönsten überhaupt. Vieles davon stammt aus der hebräischen Bibel, man nennt sie manchmal auch das 1.Testament – verglichen mit dem „Neuen Testament“ der Jesus Erzählungen.
In diesen Tagen lesen wir Texte des Propheten Jesaia. Es ist eine so wunderbare Friedensvision, die dieser Mann – 740 Jahre vor Christus – verkündet. Gestern hören wir von einer Zeit Gottes, die kommen wird: "da schmieden die Völker Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, man übt nicht mehr für den Krieg".
Und auch heute gibt uns der Prophet Jesaia die
Vision einer radikal ANDEREN Welt: Man tut nichts Böses mehr, es gibt keine
Verbrechen. "Der Wolf wohnt beim Lamm, Kalb und Löwe weiden zusammen, der
Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Schlange". Die Schöpfung und alle
Kreatur sind im Frieden vereint. Jesaia lebte selbst in einer Zeit
kriegerischer Konflikte – er drückt all unsere Sehnsucht aus. Denn auch rund um
uns ist die Welt nicht friedlich. Sind solche Visionen also lächerlich? Oder
können wir selbst etwas tun, um unsere kleine Welt friedlicher zu machen.
Bitten wir heute
Wir bitten um Frieden, um Shalom - Wir denken an all die Zerstörung, das Leid, das Unrecht im Nahen Osten, in der Ukraine aber auch an so vielen anderen Orten dieser Erde.
Wir bitten um Frieden, um Shalom - für alle Regionen unserer Welt, die heute schon unter dem Klimawandel leiden und abhängig davon sind, was die Politiker der großen Staaten zu tun bereit sind, wie jetzt bei der Klimakonferenz in Dubai
Wir bitten um Frieden, um Shalom - für alle Länder dieser Erde, wo menschliche Arbeitskraft ausgebeutet und für Rendite und Profit missbraucht wird, wo Frauen in ihren gleichen Lebensrechten beschnitten sind
Wir bitten um Frieden, um Shalom - für all die Menschen, die aus welchen Gründen auch immer, ihre Heimatländer verlassen und Zukunft in Europa suchen, dass es menschenwürdige Lösungen für sie gibt, auch hier in Österreich
Wir bitten um Frieden, um Shalom - für unsere eigene kleine Welt, dass wir aufeinander Rücksicht nehmen, dass wir einander Zeit zum Leben lassen und einander nicht hetzen. Dass wir großherzig füreinander DA sind, in unseren Gemeinschaften und Freundschaften,
Wir bitten um Frieden, um Shalom - für unsere Herzen, damit wir Kränkungen und Bitterkeit ablegen, damit wir verzeihen können, damit wir in jedem Tag Freude und Dankbarkeit entdecken,
Guter Gott, auf dein Kommen warten wir, und
doch bist du immer schon da, heute und jetzt – in jedem von uns. Hilf uns in
dieser Zeit der Krisen, schütze die gefährdeten Menschen, begleite die Kranken
und die Sterbenden und lass, dass auch
wir einander schützen und Gutes tun. Amen
Ausschnitt aus dem Text aus dem Buch Jesaja
Kap.11
Aus dem Baumstumpf Isais
wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der
Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der
Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der
Gottesfurcht (...) Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim
Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh
und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst
Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das
Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange. Man tut nichts Böses mehr
und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist
erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist.
(Jes 11, 12, 69)