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Donnerstag, 31. Mai 2018

Meine Maria "im Leo"


Man muss vermutlich wie ich Generation 1945 sein, um noch zu verstehen was das heißt:   
„ im LEO sein“.  
Beim "Fangerl"-spielen, 
wenn wir Kinder einen bestimmten Baum erreicht haben, dann schrie man „Leo“ - dann war man unantastbar, dann konnte man von keinem mehr „abgeschlagen“ werden.

Meine erste Maria – war Maria „im Leo“

und das kam so: als ich 6 Jahre alt war, sind meine Eltern von einer größeren Stadt „aufs Land“ gezogen, berufshalber, und mit dem Beginn der Schule bin ich plötzlich ein „wildes“ Kind geworden. Das lag sicher an den „Land“buben, die nichts ausgelassen haben, um die Mädels zu ärgern. Ich habe mit Leidenschaft gerauft, vor der Schule, nach der Schule, in der Pause – meine Mutter war verzweifelt weil so viel Gwand kaputt ging. Aber größere Sorgen machte man sich als Eltern damals nicht. Wir Kinder waren den ganzen Tag „unterwegs“, auf der Gstättn oder sonstwo...
Anders als die meisten anderen Kinder konnte ich Rad fahren .. und wenn mir die Raufereien zu blöd wurden, bin ich irgendwohin losgefahren. Und entdeckte eines Tages ….
am Ortsrand,  eine kleine Kirche.
Foto rechts Elisabeth Vavra
In der Kirche eine kleine Kapelle, sie war mit Eisengittern abgesperrt, heraußen brannten Kerzen und drinnen sah man eine eigentlich schreckliche Statue – eine Pieta`, (mir allerdings kein Begriff, ich hatte bis dahin auch noch von keiner „Mutter Gottes“ gehört, erst in der Volksschule begann mein Religionsunterricht) –
Die Statue der verzweifelten Frau mit dem toten Mann am Schoss hat mir aber eigentlich keine Angst gemacht. 
DORT, bei den Beiden, war es einfach still und schön. Die Kerzen gefielen mir, es hat nach Weihrauch gerochen (dass das so hieß, wusste ich aber auch erst später) und manchmal lehnten viele bunte Fahnen innen an der Wand (Wallfahrer-Fahnen, verstand ich auch erst später)
Aber dort stand ich vor dem Gitter – ich ganz allein – mein Rad angelehnt, und alles war wunderschön. „Mein“ Geheimnis, kein anderes Kind verirrte sich in der Freizeit dorthin -
und so war DORT „mein LEO“
Ein Ort einer so wunderbaren Ruhe -
Zistersdorf, Bründlkapelle, Pieta 1672

So „ein Ort“ ist Maria für mich immer geblieben – heute noch ….
Wie ein Kind kann ich heute „bei ihr“noch verschnaufen – und das kämpfen und raufen
sein lassen. Ein wenig wenigstens.