die Rudolfinische Hauskrone
22.11.2020 Mt 25, 31–46 Christkönigs Sonntag
Das Kirchenjahr tickt anders als das
bürgerliche Jahr. Schon am nächsten Sonntag wird liturgisch das neue
Kirchenjahr beginnen: mit dem Advent. Diesen letzten Sonntag vor dem Advent
begeht die Kirche aber immer als sogenannten Christkönigs-Sonntag. Mit Christus
als KÖNIG kann ich tatsächlich nichts anfangen – KÖNIG ist keine Figur, die in
mir Begeisterung auslöst, schon gar nicht Ehrfurcht oder Bewunderung.

Erst mit
großer Verspätung sehe ich die Windsor Serie „The Crown“: großartig gespielt
und inszeniert. Aber sie verstärkt in mir nur die Fassungslosigkeit, wie auch
noch im 20.Jahrhundert, geschweige denn im 21. – sich Menschen selbst als
„königliche Hoheit“ empfinden können – und in einer Abgehobenheit leben, die
letztlich doch immer noch vom Tribut der „kleinen Leute“ gespeist wird. Für mich ist es auch ein Mißbrauch Gottes, dass GOTT verwendet wird zur Legitimierung von Macht und Herrschaft - ein Gott, der helfen soll, die kleinen Leute bei der Stange zu halten - in "Ehrfurcht" vor den "von Gott gesalbten"
Also KÖNIG ist nix, was ich brauche – und
CHRISTKÖNIG?
Das Evangelium, heute in der Fassung von
Matthäus, das Evangelium spricht tatsächlich von einem König. Ein König, der
letztlich seine Untertanen DANACH zur Rechenschaft ziehen will, ob sie DAS FÜR IHN
getan haben
Ich war hungrig
habt IHR mir zu essen
gegeben?
ich war durstig
habt IHR mir zu trinken
gegeben?
ich war fremd
habt IHR mich aufgenommen?
ich war nackt
habt IHR mir Kleidung
gegeben?
ich war krank
habt IHR mich besucht?
ich war im Gefängnis
seid IHR zu mir gekommen?
Alle, die sich nun verantworten sollen, werden fragen: WANN hätten wir denn das tun
sollen? Keiner von uns hat jemals diesen König gesehen.
Aber SEINE ANTWORT wird sein - so sagt es Jesus
.....ich sage
euch:
Was ihr für einen
meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt,
das habt ihr MIR getan. ...und was ihr für einen dieser Geringsten nicht
getan habt, das habt ihr auch mir nicht
getan.
Wir kennen das Gleichnis, das Jesus erzählt nur zu gut:
Gott ist der König, ER wird uns diese wenigen einfachen Fragen stellen. Aber ich denke, er stellt sie nicht erst „am Ende der Tage“ – wir werden HEUTE schon gefragt, JETZT und HEUTE.
So bitten wir an diesem besonderen Sonntag - mitten in unserem Pandemie lockdown, wo so viel mehr Menschen auch in unserem Land von neuer Armut und manchen Sorgen bedroht sind
so bitten wir:
dass wir den Hungrigen zu essen geben – dass
wir Wege zum solidarischen Leben finden, dass wir gerade in dieser Vorweihnachtszeit an die denken, die unsere finanzielle Hilfe brauchen - dass wir aber auch dort Hunger stillen
können, wo Menschen seelisch Nahrung brauchen
dass wir den Durst stillen – dass wir da sind
für die Nöte und Sorgen der anderen, die oft nur ein wenig Zuwendung und aufmunternde
Worte brauchen
dass wir die Obdachlosen aufnehmen. Dass wir die sozialen Initiativen unterstützen, die hier besonders helfen. Dass wir selbst uns nie besser fühlen als Sandler,
Wohlstandsverlierer, Drogensüchtige. Dass wir auch Menschen Heimat geben wollen, die den Boden unter den Füßen verloren haben
dass wir Nackte kleiden. Dass wir niemand
blamieren, nackt da stehen lassen, dass wir die Blößen, die sich andere
geben, nicht ausnutzen. Dass wir eine schützende Hand für die haben, die nicht
so gut im Leben zurechtkommen, offene Arme auch für Flüchtlinge.
dass wir uns um Kranke kümmern. Dass wir keine
Phrasen anbieten sondern einfach zuhören können. Dass wir Verständnis haben für
alle, denen es psychisch nicht so gut geht. Dass wir den Rhythmus der Menschen
verstehen, denen das Leben nicht so leicht von der Hand geht
dass wir
auch ins Gefängnis gehen. Ganz konkret wird das nicht oft möglich sein.
Aber wie viele Arten von „Gefängnis“ gibt es, Situationen, wo sich Menschen
zurückziehen, einmauern, verschanzen. Dass wir ihnen mit Geduld nahe kommen und
bei ihnen ausharren
Du guter Gott, wir sehnen uns danach GUT zu
sein und GUTES zu tun. Lass, dass es kein Krampf und keine große Verrenkung
ist, sondern dass wir sehen, was wir jeden Tag an vielen kleinen Zuwendungen
geben können. Dass wir heilsam und heilend sein können, wie es Jesus war, darum bitten wir dich und danken wir dir.
Amen
und doch habe ich am Ende dieser
Gleichnis-Erzählung immer wieder die EINE Frage im Herzen:
Du, König – du guter
Gott: warum hast du dir nicht eine Welt erschaffen, in der es keine Hungrigen
gibt, keine Obdachlosen, keine Bedürftigen, keine Kranken, keine Verfolger und
keine Verfolgten, warum hast du dir nicht eine Welt erschaffen ohne Ungerechtigkeit,
ohne Tränen und Leid?
Karl Rahner, der große Konzilstheologe sagt:
(Dennoch) Glauben können, heißt, die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang
auszuhalten.
Auch DAS bedeutet für mich dieser Sonntag