Andreas Knapp
Andreas Knapp
6.12.2025 hl. Nikolaus
Der heilige Nikolaus ist keine ganz gesicherte historische Persönlichkeit. Über sein Leben ist wenig bekannt. Möglicherweise war er in der 1. Hälfte des 4. Jh. Bischof von Myra in Lykien. Es heißt sogar, der Bischof von Myra habe 325 auch am Konzil von Nicäa teilgenommen. Jedenfalls, schon im 6. Jh. ist eine Nikolaus Verehrung nachweisbar. An sein Leben knüpfen sich zahlreiche Legenden und sie zeigen uns, was auch heute wesentlich für uns Christen sein soll. Not erkennen, helfen, Gutes tun und Freude bringen. Heute könnten wir uns auch wieder etwas von den Kindern abschauen: mit so viel Freude auf etwas warten, die Spannung genießen, sich ohne Krampf beschenken lassen, die Freude mit anderen teilen – auch wenn so vieles in der Welt bitter ist und hoffnungslos scheint. Bitten wir heute
dass wir Freude an diesem neuen Tag haben, was
immer er bringt –
und dass wir versuchen, diese Freude weiterzugeben
dass wir Freude an den Menschen haben, mit
denen wir zusammenkommen –
und dass wir ihnen sagen, wie wichtig sie für
uns sind
dass wir Freude an unserer Arbeit haben – was
immer das auch ist
und dass wir dankbar sind, weil wir gebraucht
werden
dass
wir Freude haben, wenn wir uns Neues zutrauen und Herausforderungen annehmen
und dass wir auch die Arbeit anderer
anerkennen und loben
dass wir Freude haben, wenn wir die Freude
anderer teilen dürfen
und dass wir Freude an uns selbst haben, weil sich Gott
so sehr an uns erfreut, -
so, wie wir sind
So
bitten wir um Freude, guter Gott, um Freude und Dankbarkeit. Und dass wir aus
dieser Freude heraus selbst anderen beistehen und Not lindern, wo immer wir es
können, wie der heilige Nikolaus in unseren Erzählungen - darum bitten wir im
Namen Jesu Amen
"Ihr sagt: wir haben üble und elende Zeiten. Lebt recht,
denn durch ein gutes Leben ändert ihr die Zeiten". Augustinus
und das wünsche ich uns allen
Oasen in der Wüste,
leuchtendes Morgenrot am Ende der Nacht,
Quellen unter Geröll
Türen, die sich wieder öffnen,
Farben des Regenbogens,
Knospen aus trockenen Zweigen,
und eine Hand, die dich auch in den
dunkelsten Stunden fest hält. ….
Nach
Christa Spilling
5.12.2025
Mt 9,27 wieder klar sehen können
Auch das soll der Advent mit uns machen. Wir sollen wieder besser sehen können. Es ist eine berührende Stelle heute im Matthäusevangelium „Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann“ fragt Jesus zwei Männer, die ihm aufgeregt nachgelaufen sind. Es sind zwei Blinde, sie betteln um Hilfe – und sie sagen „Ja, wir glauben, DU kannst uns helfen“.
Wie
wichtig ist es – auch für Sehende – RICHTIG und GUT zu sehen. „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, sagt der
Schriftsteller Antoine de Saint Exupery. Bitten wir, der Advent möge auch uns eine gute Sicht auf
die wesentlichen Dinge in unserem Leben geben:
immer wieder brauchen wir Weitsicht, gerade in dieser Zeit der Krisen
bitten wir um Klugheit und einen langen
Atem
dass wir Einzelinteressen
zurückstecken können für das große Ganze
um Einsicht bitten wir
dass wir uns besser in andere
hineindenken können
dass wir nicht immer Recht haben
müssen
dass es keine Tragödie ist, einen
Fehler zuzugeben
bitten wir auch, dass uns mehr Rücksicht gelingt,
dass wir anderen nicht zu viel zu
muten
dass wir mehr Geduld aufbringen -
auch mit uns selbst
dass wir auf Freude und
Dankbarkeit achten
um Nachsicht bitten wir
Nachsicht für alles, was uns vielleicht
au ch in diesem Advent nicht gelingen wird
vor allem aber auch Nachsicht mit
den anderen
dass wir sie nicht stur in unser
Konzept von Leben hineinpressen wollen
Auch um mehr Vorsicht bitten wir
dass wir behutsam sind im Umgang
mit den Menschen
Dass wir nicht mit schnellen
Worten verletzen
dass wir Rechthabereien und
Nörgeleien sein lassen
nicht zuletzt bitten wir um Klarsicht
Klarsicht, die uns hilft,
Situationen nüchtern und realistisch einzuschätzen
ein großer Scheibenwischer vor
der Seele
der auch Ärger und Verdruss
wegwischen kann
der uns liebevoll und
vertrauensvoll das Leben um uns schauen lässt
Gott, so danken wir dir für diesen neuen Tag. Lass uns mit dem Herzen sehen und lass uns
aus ganzem Herzen für alle da sein, die uns heute brauchen. Amen
Ich lebe
mein Leben in wachsenden Ringen
Rainer Maria Rilke 1899 Heute 150 Geburtstag
"Man muss nie verzweifeln,
wenn einem etwas verlorengeht ein Mensch oder eine Freude oder ein Glück Es
kommt alles noch viel herrlicher wieder". Rilke (1875 - 1926)
Heute
ist der Gedenktag der heiligen Barbara - sie gehört sozusagen zu unseren
liebgewordenen Adventbräuchen. Viele stellen am 4.Dezember Barbara Zweige in
die Vase - Obstbaumzweige, die man im Winter schneidet und die man bis zum
Heiligen Abend zum Blühen bringen soll. So soll es, nach der Legende, die von
ihrem eigenen Vater in einem Turm eingesperrte Barbara gemacht haben, um sich
vor ihrem gewaltsamen Tod an den aufgeblühten Knospen zu erfreuen.
Über die heilige Barbara ist außer ihrer Verehrung als
Märtyrerin in Nikomedien historisch nichts nachweisbar. Seit dem Mittelalter
wird diese legendäre Märtyrerin aber im ganzen Abendland verehrt, und bis heute
sind viele Bräuche mit ihrem Namen verbunden. Barbara zählt zu den 14
Nothelfern
Wie
in einem Turm eingesperrt - so leben auch wir oft - wie innerlich gefangen - in einem Turm unserer Ängste und Sorgen,
unserer zu geringen Hoffnung und mancher Resignation. So bitten wir - Gerade jetzt, wo uns Kriege und Krisen bedrücken, wie
sehr sind wir gefangen in Unsicherheit, Zweifel und Orientierungslosigkeit: Du Gott, der Leben schenkt, schenk uns Geduld
und Zuversicht
Immer wieder gefangen sind
wir in einem Turm von Resignation und Enttäuschung, manches was wir mit so viel
Liebe planen, gelingt nicht - Du Gott,
der Leben schenkt, gib uns Mut, Freude
und Kraft dass wir uns dennoch immer wieder neu aufrappeln und
weitermachen
Immer wieder gefangen sind
wir auch im Turm unserer Selbstgewissheit und unserer Selbstzufriedenheit. Du Gott, der Leben schenkt – lass, dass wir
auch unsere Schwäche und Verletzlichkeit sehen und annehmen können
Immer wieder gefangen sind
wir im Turm unserer Einsamkeit, der Gekränktheit, der Abweisung und der
Enttäuschung. Wie abgeschnitten fühlt man sich manchmal vom Leben der Anderen -
Du Gott, der Leben schenkt, hole uns heraus
aus allen dunklen Gefühlen
Es
ist auch unsere Welt, die gefangen ist in so vielen Konflikten, Kriegen und
Grausamkeiten. So viel Leid auf allen Seien, Tod, Ausweglosigkeit.
Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht
– wir wollen nicht aufhören um Frieden zu bitten und zu flehen. Du Gott, der Leben schenkt,
schenke uns deinen Frieden
Du guter Gott, wir bitten auch für alle, denen die hl Barbara Schutzheilige ist. Die Arbeiter auf den Baustellen, in den Bergwerken, die Tunnelarbeiter. Sei Du auch an der Seite aller, die heute unerwartet oder mit schweren Herzen sterben werden. Komm uns entgegen, zeig uns dein Angesicht
Du Gott, der Leben schenkt - darum bitten wir im Namen Jesu amen
Lukas Cranach der Ältere: Martyrium der
Heiligen Barbara, 1510-15, im Metropolitan Museum of Art in New York
Patronin von Paterno bei Catania auf Sizilien; des Bergbaus, der Türme, Festungsbauten und der Artillerie; der Bergleute, Geologen, Architekten, Maurer, Steinhauer, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Bauern, Metzger, Köche, Glöckner, Glockengießer, Feuerwehrleute, Totengräber, Hutmacher, Artilleristen, Waffenschmiede, Sprengmeister, Buchhändler, Bürstenbinder, Goldschmiede, Sprengmeister und Salpetersieder; der Mädchen, Gefangenen, Sterbenden; für eine gute Todesstunde; gegen Gewitter, Feuersgefahren, Fieber, Pest und jähen Tod;
Der Legende nach soll Barbara im 3.oder 4.Jh in Nokimedien, in Kleinasien als Märtyrerin gefoltert und enthauptet worden sein. Ihr eigener Vater habe sie in einen Turm eingesperrt, um sie an der Taufe zu hindern. Der eigene Vater lieferte sie schließlich den Behörden aus – doch auch dem römischen Statthalter Marcianus gelang es nicht, Barbara zur Aufgabe ihres Glaubens zu bewegen, obwohl er sie geißeln ließ; Barbara sprach von den Geißeln als ob es Pfauenfedern gewesen seien; nachts erschien ihr dann Christus im Gefängnis, um ihre Wunden zu heilen. Der erbitterte Statthalter ließ Barbara mit Keulen schlagen, ihr die Brüste abschneiden, sie mit Fackeln brennen. Dann wurde sie vor Gericht gestellt und verurteilt, sich nackt auf dem Markt den Blicken der Leute preiszugeben; auf ihr Gebet hin wurde sie aber mit Wolken und Nebel bedeckt. Daraufhin sollte sie enthauptet werden; der rachsüchtige Vater selbst hat das Urteil vollstreckt, gleich darauf traf ihn ein Blitzschlag und er verbrannte. Eine schreckliche Legenden-Ausschmückung …erst entstanden im 7.Jahhrhundert und wenig glaubwürdig. Warum wohl mag es für die Menschen damals hilfreich gewesen sein, sich solche Heilige zu wünschen? Es waren grausame Zeiten – und die Menschen brauchten wohl Vorbilder, um selbst durchzuhalten. Wie auch wir heute Und wie wunderbar, dass es Frauen sind, die uns solchen Mut machen können
"Als ich noch jung war, war ich überzeugt, dass es meine 1.Pflicht ist gehorsam zu sein und dann erst intelligent zu werden. Heute weiß ich, ich muss intelligent sein, sonst kann ich nicht gehorsam sein" der berühmte Jesuitenpater Mario von Galli 1964!!!! zitiert von KIRCHE IN
"Mäusegedicht
Und dräut die Katze noch so sehr,
sie kann uns nicht verschlingen,
solange wir nur unverzagt
von allem, was noch ungesagt,
von Lust und Frust
von Frist und List
und dem, was sonst noch sagbar ist,
nicht schweigen, sondern singen:
Das Singen wird es bringen!" Robert Gernhardt
„Wo ist dein Selbst zu finden?
Immer in der tiefsten Bezauberung , die du erlitten hast“ Hugo von Hofmannsthal
"Auch das Glück deines heutigen Tages
hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken
ab" Marc Aurel
"Sei doch unbesorgt. Auch die Blätter fallen
ohne Murren ab" Kobayashi Issa
Dies
Menschsein ist ein Gästehaus.
An jedem Morgen eine neue Ankunft.
Eine Freude, eine Melancholie, eine Niedertracht, ein kurzes Gewahrsein,
kommen als unerwarteter Besuch.
Heiß sie willkommen und nimm alle auf!
Und seien sie auch eine Horde von Sorgen,
die mit Gewalt das Haus durchfegen,
der Einrichtung berauben,
auch dann, geh redlich mit jedem Gast um.
Vielleicht räumt er Dich frei
für eine neue Wonne.
Sei dankbar für jeden, der kommt,
weil jeder geschickt ist
als ein Wegweiser vom Jenseits". Rumi islam. Mystiker
„Was die Jugend außen fand und finden sollte,
soll der Mensch des Nachmittags innen finden.“
C.G.Jung
„Gott
schmiegt sich meiner Freiheit an
Wenn sie
nur ihm nicht den Rücken zukehrt.“ Theologe Johannes Bours
"Was du
noch nicht warst,
wirst du einmal sein.
Nichts bleibt dir erspart
im
unendlichen Wandel.
Sei was du jetzt bist:
ein
Mensch." Rose Ausländer
"Mach,
dass etwas uns geschieht!
Sieh, wie wir nach Leben beben.
Und wir wollen uns erheben
wie ein Glanz und wie ein Lied." Rilke Morgen 4.12. 150 geb
"Alles Leben
ist Begegnung
Der Mensch
wird am DU zum ICH" Martin Buber
So einfach
kann es sein!
Tun was
jetzt zu tun ist!
Halt an, wo laufst du hin?
Der Himmel ist in
dir;
Suchst du Gott anderswo,
du fehlst ihn für und
für.
Angelus Silesius * 1624
3.12.2025 Franz Xaver
Wir sind mitten in der 1.Adventwoche. Im Advent machen wir uns ja sozusagen auf den Weg – im symbolischen Sinn : „auf den Weg zur Krippe“. Es ist ein Weg, der uns näher ins Miteinander und ins Füreinander führen soll. Nur im Anderen werden wir den Mensch gewordenen Gott erkennen. Einer, der sich ganz wörtlich auf einen langen Weg gemacht hat, ist Franz Xaver, der heutige Tagesheilige. 1533 gehörte er zu einer Gruppe junger Studenten, die gemeinsam mit Ignatius von Loyola den Jesuitenorden gründeten. Kaum zehn Jahre später bekam Franz Xaver den Auftrag zur Mission in Asien. Zunächst war er in Indien und Japan. Als er seine Mission nach China ausdehnen wollte, starb er zuvor am 3. Dezember 1552. Franz Xaver hatte sich im Namen Jesu, und im Vertrauen auf ihn, auf einen weiten Weg gemacht – vertrauen auch wir unseren Weg Jesus an:
so bitten
wir heute für den Weg und die vielfältigen Wege, die wir in unserem Leben gehen
auch wenn sie bisweilen vielleicht Umwege sind
Jesus,
begleite uns auf unseren Wegen
die Irrwege und die Abwege,
ob wir sie absichtlich oder unabsichtlich
gehen.....
unsere Schleichwege,
wenn wir uns das Leben manchmal ein wenig
leichter machen wollen...
die erholsamen Wanderwege,
die Zeiten im Leben, wo man durchatmet...
die Höhenwege,
mit ihren Herausforderungen und der Freude,
wenn man sie bewältigt hat...
die Rückwege,
damit wir sie nicht mutlos antreten...
die Kreuzwege,
dass wir ihnen nicht ausweichen...
all die Weggabelungen, an denen wir immer
wieder stehen
dass wir ohne Angst entscheiden können ….
ALLE Morgen, Gott, machen wir uns neu auf
den Weg. Du räumst nicht alle Schwierigkeiten weg, aber Du bist bei uns, an
jedem Abschnitt unserer Wege. Darauf vertrauen wir und dafür danken wir dir
durch Jesu Christus unseren Herren und Bruder. Amen
"Wer Frieden sucht,
wird den andern suchen,
wird Zuhören lernen, wird das Vergeben üben,
wird das Verdammen aufgeben,
wird vorgefasste Meinungen zurücklassen,
wird das Wagnis eingehen,
wird an die Änderung des Menschen glauben,
wird Hoffnung wecken, wird dem andern entgegengehen,
wird zu seiner eigenen Schuld stehen,
wird geduldig dranbleiben,
wird selber vom Frieden Gottes leben –
Suchen wir Frieden"?
Shalom Ben Chorin
deutsch-israelischer Rabbiner + 2022
2.12.2025 Jes.11.1 dann wohnt der Wolf beim
Lamm
Es ist eine so wunderbare Friedensvision, die der Prophet Jesaia – 740 Jahre vor Christus – verkündet hat und die wir heute hören. Es wird eine Zeit geben, in der nichts Böses mehr geschieht. Der Wolf wohnt beim Lamm, Kalb und Löwe weiden zusammen, der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Schlange. Die Schöpfung und alle Kreatur sind im Frieden vereint. Jesaia lebte selbst in einer Zeit kriegerischer Konflikte – und heute, fast 3000 Jahre später drückt dieser jüdische Prophet wohl auch all unsere Sehnsucht aus.
Ja, die liturgischen Texte im Advent sind voll Hoffnung und voll Sehnsucht nach Frieden. ABER: Wie absurd sind solche Visionen? Rund um uns sieht die Welt doch auch heute noch ganz anders aus. Weit und breit kein Frieden. Wie hilflos fühlen wir uns oft – hören wir wenigstens nicht auf zu bitten und zu beten
Wir bitten um Frieden, um Shalom- Für alle Regionen dieser Erde, wo Menschen einander verfolgen, quälen und töten, wo Menschen hungern, wo Menschen unter Katastrophen und Epidemien leiden. Wo vermeintliche „Macht“haber über Leben und Tod von Menschen verfügen.
Wir bitten um Frieden, um Shalom - Für alle Regionen dieser Erde, die heute schon unter dem Klimawandel leiden und abhängig davon sind, was die Politiker der großen Staaten zu tun bereit sind
Wir bitten um Frieden, um Shalom - Für alle Regionen dieser Erde, wo menschliche Arbeitskraft, vor allem auch die von Kindern und Frauen ausgebeutet und für Rendite und Profit missbraucht wird
Wir bitten um Frieden, um Shalom - Auch für unsere kleinen Welt, dass wir einander Zeit zum Leben lassen und einander nicht hetzen - dass wir füreinander DA sind, in unseren Gemeinschaften und Freundschaften,
Wir bitten um Frieden, um Shalom - für unsere Herzen, damit wir Kränkungen und Bitterkeit ablegen, damit wir in jedem Tag Freude und Dankbarkeit entdecken, dass wir nur ein wenig von dem, was wir uns für uns selbst erwünschen, anderen geben
Du guter Gott, so sehr warten wir auf eine Welt, die im Frieden leben kann. Lass uns nicht aufhören darum zu beten und dir zu vertrauen. Amen.
Ausschnitt aus dem Text aus dem Buch Jesaja Kap.11.1
Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor,
ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des Herrn lässt
sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des
Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht (...) Dann
wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden
zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an,
ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der
Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in
die Höhle der Schlange. Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen
auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis
des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist. (Jes 11, 12, 69)
"Gott kann sich uns nur schenken
im Maße unseres Hungers nach ihm
gib dem Ehrgeiz keine Nahrung mehr
bläh das Selbstbild nicht mehr auf
und es wird Raum
für der Liebe Freilassung
mach dich also dünn
damit Weite wächst
in der dir alles zufällt
leicht wie ein Geschenk"
Andreas Knapp
1.12.2025 Montag
1.Adventwoche Mt. 8,5
"Herr ich bin es nicht eigentlich wert, …..", so spricht heute im Evangelium ein römischer Hauptmann Jesus an – er bittet um Hilfe für seinen kranken Diener. Als Jesus diese Hilfe sofort zusagt, meint der römische Hauptmann noch: Du musst dich nicht persönlich bemühen „Es genügt, sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund.“ Der Hauptmann hat bedingungsloses Vertrauen zu Jesus. Und Jesus selbst hat keine Scheu vor einem Kontakt mit diesem Mann – immerhin ist dieser ein römischer Besatzungssoldat, verhasst bei den Juden. Bitten wir, dass Jesus auch uns hilft – Er kennt unsere Sehnsucht. Darum können wir in Geduld auf das Neue in uns hoffen und im Vertrauen bitten:
wenn wir uns in
diesem Advent wieder auf den Weg machen
wenn wir das Los-lassen riskieren wollen
wenn wir versuchen wollen, uns zu sehen, wie wir sind
wenn wir offen sein wollen für alles, was kommt
sprich DU nur ein
Wort wir bitten dich
erhöre uns
wenn wir uns abmühen: am Arbeitsplatz, zu Hause
in unseren Beziehungen
wenn uns das Herz schwer ist
weil wir Gutes Wollen und es so oft nicht schaffen
sprich DU nur ein Wort
wenn Krankheit das Leben schwer macht
wenn Alt-und Alleinsein ängstigen
wenn wir manchmal einfach nur verdrossen sind
weil nichts so läuft wie man will
sprich DU nur ein Wort
wenn wir um Frieden für die Welt bitten
und doch nur Leid und Elend sehen
wenn Menschen hingemordet werden, als wären sie nichts
wenn es oft keine Antwort gibt auf all unsere verzweifelten Fragen
nach dem Sinn
sprich DU nur ein
Wort
wenn wir lieben wollen und doch nur an uns selbst denken
wenn wir uns selbst oft fremd sind und uns am Leben hindern
wenn wir Sehnsucht haben und so vieles unerfüllt bleibt
wenn wir dich in allem suchen
und doch so oft die Hände ins Leere ausstrecken
sprich DU nur ein Wort
Du Gott auf den wir warten. In den Menschen neben uns
bist du uns ganz nahe. So begegnen wir Dir heute und jetzt, wo immer wir sind.
Mache unser Herz frei von Aufgaben, Sorgen, und Wünschen, damit wir das
Wesentliche wahrnehmen. Amen
"SEID WACHSAM", das
ist heute im Evangelium zum 1.Adventsonntag gleichsam das Mantra. Ein Mantra,
das uns zumindest diese 4 Wochen begleiten soll. Wachsam sein, achtsam,
aufmerksam – im Hier und Jetzt leben. Wahrnehmen was rund um mich geschieht,
mich engagieren, einmischen, hilfsbereit sein. Mich nicht abfinden, mit all der
Ungleichheit und Ungerechtigkeit die ich sehe.
WACHSAM SEIN! Ja! – aber gleichzeitig
spüre ich – vielleicht ist es das Alter, vielleicht sind es die 80 Jahre – ja gleichzeitig
spüre ich, dass mir – ganz tief innen – das Wachsam sein auch schon ein bissl
anstrengend wird.
Nein, ich will nicht immer
wachsam sein, ich will nicht immer angestrengt wahrnehmen, was alles schief
läuft, nicht andauernd registrieren, wo überall es Änderungen bräuchte.
Ja ich will nicht einmal gegenüber
meinem eigenen Unvermögen mehr „wachsam sein“. Ich will nicht in dieser
Anstrengung leben, dass so vieles an mir geändert, verbessert, optimiert,
geglättet werden sollte.
Im apokryphen Thomas Evangelium
habe ich schon vor längerem den Jesus Satz gefunden, der mir guttut. Ein Wort,
das mich einfach durchatmen lässt. Ein Wort, das nix von mir verlangt …Ein
Wort, das mich da-sein lässt, ein Wort, mit dem ich nicht in Anspannung leben
muss. Ich DARF …. Was immer es ist
WERDET VORÜBERGEHENDE sagt Jesus da, (im 42.Vers)
WERDET VORÜBERGEHENDE
Ist es das, was ich im Alter sein
darf? Und was ich immer und immer wieder bei Rilke gelesen habe, und es erst
jetzt immer tiefer verstehe:
"Sei allem Abschied voran, als
wäre er hinter dir"
Sei
allem Abschied voran, als wäre er hinter
dir, wie der Winter, der eben geht.
Denn unter Wintern ist einer so endlos Winter,
daß, überwinternd, dein Herz überhaupt übersteht.
Sei immer tot in Eurydike -, singender steige,
preisender steige zurück in den reinen Bezug.
Hier, unter Schwindenden, sei, im Reiche der Neige,
sei ein klingendes Glas, das sich im Klang schon zerschlug.
Sei - und wisse zugleich des Nicht-Seins Bedingung,
den unendlichen Grund deiner innigen Schwingung,
daß du sie völlig vollziehst dieses einzige Mal.
Zu dem gebrauchten sowohl, wie zum dampfen und stummen
Vorrat der vollen Natur, den unsäglichen Summen,
zähle dich jubelnd hinzu und vernichte die Zahl.
Aus: Die Sonette an Orpheus, Zweiter Teil