17.6.2025 Mt.5 43-48
Vermutlich haben wir uns schon sehr daran gewöhnt, manche Jesus Worte nicht mehr so ganz ernst zu nehmen. Oft rauschen sie so irgendwie am Ohr vorbei. „Liebt eure Feinde, betet für die, die euch verfolgen", sagt Jesus heute im Evangelium.
Noch stehen wir unter dem Eindruck des schrecklichen und unbegreiflichen Amoklaufs in Graz. Neun Jugendliche und eine Lehrerin sind tot. Verletzte liegen noch in den Spitälern. Auch der Täter ist tot. Ist er nicht der Feind, den man in die Hölle wünscht? Nein, schon beim ersten Gedenkgottesdienst wurde auch eine Kerze für diesen jungen Menschen angezündet, sie stand etwas abseits der anderen Kerzen und so war es bei jeder weiteren Gedenkfeier. Und noch um vieles eindrucksvoller waren die Worte, die überlebende Schüler selbst fanden.
So sagte Fatlume, eine Schülerin aus der 7.Klasse der betroffenen Schule: "Wir lassen nicht zu, dass dieser Tag uns zerreißt. Was dieser Täter wollte, war Angst und Zerstörung. Er wollte, dass wir zerbrechen. Unsere Antwort muss Liebe und Zusammenhalt sein, Hass hat weder an dieser Schule, noch in Graz oder Österreich einen Platz."
Und bei einer Gedenkfeier am Sonntag in Graz sagte Schulsprechers Ennio Resnik zu den Schülern gewandt: er wolle - und es sei egal, ob jemand Buddhist oder Muslim oder Christ oder Jude, ob divers oder anders ist - dass jeder sehe, dass „Ihr das Licht der Welt seid“. Der Täter habe versagt: „Er wollte, dass wir Angst haben, hassen, auseinandergehen. Aber er hat versagt, weil wir lieben können und stärker sind. Wir haben schon gewonnen. Haltet zusammen. Ihr seid das Licht der Welt. Wir haben gewonnen, weil wir lieben können.“
Lassen wir heute diese
Worte der jungen Menschen auf uns wirken –
nehmen wir in unser
Gebet und unsere Bitten all die Menschen, die unter Gewalt und Unrecht leiden,
all die schuldlosen Opfer in den Kriegsgebieten
die Menschen in Gaza,
in Israel, im Iran, in der Ukraine
bitten für die vielen,
von deren Schicksal wir gar nichts ahnen
bitten wir um diese
Liebe in der Welt, nach der sich die Jungen sehnen
Wir sind es ihnen
schuldig, wenigstens dafür zu beten
Amen