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Freitag, 29. Mai 2020

PLÖTZLICH: die Erinnerung, an einen, der gestorben ist


Ja, der ZU-FALL
Plötzlich fällt mir etwas zu - was eigentlich schon fast vergessen war, aber mir ausgerechnet
JETZT wieder in die Hände fällt. Kurze Aufzeichnungen, über ein paar Krankenbesuche,
die ich vor 5 Jahren gemacht habe. Es war auch damals die Zeit vor Pfingsten.
Ich besuche einen älteren Ordensmann, den ich sehr schätze -
er ist einer, den man einen "Querkopf" nennt.
Jetzt ist Pater Franz sehr krank, wenn man realistisch ist, wird er nicht mehr lange leben.
Allerdings: wenn er eine bestimme Behandlung zulassen würde, dann gäbe es vielleicht
eine Chane dass ...... Aber das will er nicht.
Und doch ist jeder Besuch "heiter" - nicht, oberflächlich, nicht verblödelt -
aber in der Gelassenheit von EINEM, der offensichtlich den Tod wirklich nicht fürchtet.

Drei Begegnungen habe ich damals festgehalten

"Als ich komme, verabschiedet sich eben ein Mitbruder von Pater Franz, 
Ich sehe: der Mitbruder hat an seinem Bett gebetet. 
Kaum ist er draußen, flüstert mir der Todkranke verschmitzt zu: 
„Das ist heut schon der zweite Segen von einem Mitbruder, die beten mich zu Tod“. 
Ab da beginnen wir zu lachen und Pater Franz sagt dann irgend wann: 
„Sehen sie, so will ich sterben. Mit einem Lachen.“ 

Wieder ein Besuch bei Pater Franz. 
Diesmal  keppel ich mit ihm, weil er das Essen verweigert und gar so bereitwillig sterben will. Irgendwann frage ich ihn auch: 
„Warum geht so ein kritischer Mensch wie sie überhaupt in einen Orden?“ 
Lang sieht er mich an,dann sagt er:
„Damit ich davor sicher bin, nicht unter eine Fuchtel wie ihre zu kommen“.
Am Ende meines Besuchs streich ich ihm trotz seiner Proteste ein Weißbrot mit ganz dick Paprika-Käse. E
r isst - offensichtlich mir zuliebe -  ein wenig davon  und sagt gelassen: 
„Des wird’s a net mehr retten“



Mein letzter Besuch: 
Auch am Krankenbett habe ich immer wieder Kontroversen mit Pater Franz, auch wenn er schon sterbenskrank ist. Er mag das, wenn man ihn provoziert und er ist ja selbst ein Querdenker.
Bei manchem aber, es geht um kirchliche Theologie, gehe ich ihm dann doch "zu weit". 
"Sie sind eine alte Ketzerin" sagt er liebevoll. 
Ich frage ihn: "Kommen Ketzer dann auch in den Himmel?" 
Seine Antwort:
"Wir Ketzer tragen den Himmel schon in uns“



WO er jetzt wohl ist? 

Und welche Botschaft ich dem ZU-FALL entnehme, der mir wieder diese Gedanken zugespielt hat!

Ilse, keine Angst vor'm ANDERS-DENKEN
Es passt schon