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Samstag, 21. März 2020

Tagebuch Samstag 21.3.


21.März Frühlingsbeginn ist heute

wie viele Tage sind vergangen, seit uns bewusst ist, was CORONA auch für uns bedeutet?
Ich will in meinem Tischkalender nachschauen - und finde ihn nicht. Obwohl ich so
zurückgezogen lebe in diesen Tagen, finde ich nichts. Ich habe auch vorher nichts gefunden,
aber jetzt ist es noch schlimmer. Vielleicht weil vieles nun auch so unwesentlich geworden ist.

Also: vor wie vielen Tagen?

Dienstag, vor einer Woche, 10.März, das weiß ich noch,
da habe ich Enkel Arthur das letzte Mal vom Kindergarten abgeholt.  Er war zuvor mit seiner Kindergartengruppe im Stephansdom, eine Führung. Begeistert erzählt er von der großen Orgel -
und ich erzähle ihm von einer mittäglichen  Pressekonferenz der Regierung. Das war bereits etwas Außergewöhnliches, da ist es wohl schon um eine ernsthafte Ankündigung gegangen
(es steht im Detail im Kalender, aber ich finde ihn nicht)
Ich erzähle Arthur, dass es nun die Gefahr einer Krankheit gibt, ähnlich wie die Grippe, aber gefährlicher. Da wird man noch besser aufpassen müssen. Wie oft sagen wir doch:
"Achtung, niemand anniesen". Vobildlich hustet Arthur schon seit langem in den Ellbogen.
Jetzt fragt er mich: "was machst du dann, Moa, wenn die Krankheit kommt?"
Ich weiß noch, dass ich sage: "Na, ich? NICHTS mache ich ...man muss halt aufpassen."

Am Tag darauf, es ist Mittwoch, 11.3. überlege ich mir, ob ich für den Fall der Fälle nicht in eine kleine Pension in der Stadt ziehen könnte, so jeweils für 2, 3 Tage - um doch weiter mit den Kindern Kontakt zu haben. Wenn ich schon nicht so viel mit den Öffis fahren will. Zur Sicherheit!

Am Donnerstag 12.3. wird schlagartig klar:  
ich werde vorerst weder in die Stadt fahren 
noch in nächster Zeit die Kinder sehen können.
Es ist ein Schock. 
Umgehend treffen auch die Eltern den Entschluss:  Arthur wird ab sofort nicht mehr in den Kindergarten gehen. Der kleine Bruder Damian freut sich!

Es ist Freitag 13.3 - und nicht nur meine Welt steht Kopf

Heute ist Samstag der 21.3 ja, Frühlingsbeginn

FAKTEN
mit Stand 15.00 gibt es  2.814 infizierte Menschen in Österreich
Vermutlich ist die Dunkelziffer höher
die meisten Fälle gibt es in Tirol 575  dann folgt OÖ  - 548  Wien 359
8 Menschen sind bei uns in Österreich seither gestorben, 9 wieder gesund
Testungen bisher: 18.545

eine Freundin unserer Familie ist Covid getestet worden. Bei ihrem Bericht weiß ich nicht, ob ich lachen soll - weil manches skurill - oder mich fürchten. Sie ist negativ
Am schlimmsten nach wie vor die Situation in Italien. Weit über 47.000 Infizierte,
über 4.000 Todesopfer. Man sagt, das spanische Gesundheitssystem stehe womöglich vor dem Kollaps. Ganz Europa immer stärker betroffen. Nun hat auch Boris Johnson kapiert, dass das "Lebensrecht des freien Engländers auf  sein Pub" kurz einmal eingeschränkt werden muss.

Wie beklemmend die Situation ist ,zeigt ein jüngstes vatikanisches Dekret : 
Priester erhalten die Ausnahmegenehmigung, Menschen in der Krise
die Generalabsolution zu erteilen,  Religion orf.at berichtet:
In dem am Freitag im Vatikan veröffentlichten Dekret heißt es, Geistliche sollten diesen Weg vor allem dort eröffnen, wo sich infizierte Menschen in Todesgefahr befinden, etwa in Krankenhäusern. Um möglichst viele zu erreichen, sei auch der Einsatz von Lautsprechern möglich, damit die Betroffenen die Lossprechung von ihren Sünden auch akustisch wahrnehmen könnten." 

Auf der einen Seite erschrecke ich zutiefst über den mittelalterlichen Formalismus - glaubt man im Vatikan wirklich, Gott, so es ihn gibt, würde solche Maßnahmen brauchen. Es würde auch nur ein einziger Sterbender "verloren" gehen ohne die priesterliche Losprechung von "Sünden"
Aber dann denke ich mir: wenn es Menschen ein Trost ist, dann soll es sein.
Dann ist alles gut - wenn auch nur ein einziger daraus Trost schöpfen kann.

meine Freundin Angelika hat heute  Geburtstag - happy happy birthday
Zusammen mit drei anderen Frauen  bilden sie eine kleine Klostergemeinschaft der Dominikanerinnen in Kirchberg am Wechsel, ein Haus, das für viele Aktivitäten offen ist.
Und ganz sicher auch fürs Beten - Danke!
von links nach recht
Freundin Sr.Angelika
Sr.Teresa, Sr.Helene, Sr.Christine