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Mittwoch, 25. März 2020

C Zwangsneurotisch 9 ach ja, dann...zu WEIHNACHTEN

Hat mich jetzt der Lagerkoller doch erwischt?
Delirium Corona?
Phantasiere ich von Weihnachten -
weil DANN DANN ...
dann könnte sie ja doch vorbei sein, diese
Corona Zeit, die sich nicht so
popsch-schmeichelnd-soft vor uns aufbaut
wie das in Sicherheit gebrachte ...na, sie wissen schon.
Warum ich heute an Weihnachten denke?
Normalerweise wäre ich wohl schon in aller Früh
in "meiner" Kirche gewesen.
Also: "meine" Kirche sind:
5.45  die Kapelle im St.Josef Spital  oder
6.20   die Kapelle der Dominikanerinnen oder
7.00   die Kapelle der Salesianer  oder ...
wenn ich in der Früh doch verschlafen habe:
18.00: der Wochentags-Abendgottesdienst in der Pfarre
Heute ist für die Liturgie der Kirche
mitten in der Fastenzeit ein FEST
Fest der Verkündigung des Herrn.
Also genau 9 Monate vor Weihnachten -
25.12 - wird heute am 25.3 die Geschichte erzählt,
wie das war, damals ....vor mehr als 2.000 Jahren.
Für mich ist es Poesie  -  keine Reportage
Da spürt ein junges Mädchen plötzlich die
Anwesenheit eines Engels: was er von ihr will ist,
gelinde gesagt, irr und wirr und , ja "schräg", würden
wir heute sagen: Gott möchte höchstpersönlich in
diese Welt kommen - und weil er sich
an die Ordnung des Lebens
hält, will er auch richtig geboren werden!!! Ja, richtig geboren. Und da soll dieses junge Mädchen
die Mama von dem Gottes-Kind werden. Das Mädchen ist ganz schön nüchtern und fragt:
"wie soll das geschehen" - kommt ihr wohl auch alles "schräg" vor -
aber letztlich sagt diese

Maria "JA" -
na gut, wenn Gott das will!!! Jetzt kann der Engel mit dieser Botschaft wieder zurückfliegen und ja ..... 9 Monate später ..... wir wissen es

ENGEL!!!! ENGEL? gibt's die?
(Foto Elisabeth Arzberger, Notre Dame)

Unsere biblischen, unsere mythischen Erzählungen sind bevölkert von Engeln - in ihnen drückt sich sicher die Sehnsucht aus, es möge einen Weggefährten in diesem Leben geben, der einem zur Seite steht. Meist sind es ja hilfreiche Engel - auch wenn sie einen, wie diese junge Maria - in vertrackte Situationen bringen.
Mir hat jedenfalls einmal die kleine Ayla einen Engel, zumindest, geliehen. Ayla, das kleine
türkische Mädchen, das ich vier Jahre lang durch ihre Volksschulzeit begleitet habe.
ISSESO habe ich von ihr gelernt -
nimm das Leben wie es ist.
Aber dazu hat der kleinen Ayla auch jemand geholfen

Die kleine Ayla hatte ein großes Geheimnis. Als
Ilselein, so nannte sie mich, gerade einmal wieder ein Wort sagte, das man nicht sagt (Sch....) da musste Ayla einschreiten.
"Sagst du nicht so" sagte sie streng zu mir
"Engel will nicht"
"Ups", sage ich, "Ayla welcher Engel?"
"Habe Engel da" - sagt Ayla und zeigt auf ihre rechte
Schulter - "Engel immer da".
"Oh, so einen Engel könnte ich auch brauchen" - sagt
Ilselein - und ich habe den Satz noch nicht ausgesprochen,
da steht Ayla auf, nimmt den Engel von ihrer rechten
Schulter und setzt ihn auf meine Schulter.
Ganz schnell geht das - federleicht ist der Engel -
er lächelt .... beschwingt arbeiten wir weiter an unseren
Hausaufgaben. Ilselein hat einen Engel auf der Schulter
(Foto: ein Engel aus einer Kirche der Lombardei
Elisabeth Arzberger)

Die Geschichte von Ayla und ihrem Engel endet aber, wie die Geschichte heute in der Bibel. Als Ayla an diesem Tag wieder nach Hause geht, wie immer wird sie von ihrem Papa abgeholt - da ist sie schon fast bei der Haustüre draußen, als sie doch noch einmal zurückläuft: Ayla holt sich ihren Engel zurück. Hebt ihn von  Ilseleins Schulter ....
Wieder bin ich ohne Engel!
Es ist der letzte Satz im heutigen Evangelium, der mich immer wieder zutiefst berührt.
Denn als der Engel Gabriel seinen Auftrag erfüllt hat - als die junge Maria JA sagt zu dem,
was Gott ihr zu-mutet - da heißt der Schlußsatz dieser Erzählung:
"DANACH verließ sie der Engel" . Das ist der Satz, bei dem mir immer wieder, auch heute,
das Herz stehenbleibt
Danach verließ sie der Engel
Zurück bleibt eine Frau, die neun Monate
später ihr Kind in den Armen halten wird,
(Foto Skulptur Gerhard Marcks 
"Frau mit Säugling" 1919)
ein Baby, gierig nach Muttermilch -
Diese Frau wird das Kind aufziehen, die Zeiten
sind alles andere als leicht -
das Kind wird ein junger Mann
schwierig für seine Familie, vieles an
ihm unverständlich - und die Idylle
von Weihnachten (auch eine poetische
Geschichte) - dieses Wunder von neuem
Leben - das wird in einer Tragödie enden.
Am Ende wird die Mutter ein totes
Kind, einen toten Sohn am Schoss halten ...
(Pieta 14 Jh)

WO IST DER ENGEL?
Verlässt uns DANACH - was immer das "danach"
ist - verlässt uns DANACH
DER ENGEL???
Dietrich Bonhoeffer, der evangelische Theologe im Widerstand gegen die Nazi, er hat offenbar noch im Gefängnis diesen Engel an seiner Seite gehabt:

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.

Gott ist mit uns am Abend und am Morgen

und ganz gewiss an jedem neuen Tag.   


Das schreibt Bonhoeffer, den Tod vor Augen, 
zum neuen Jahr 1945 im Gefängnis.
Vier Monate später, am 9.April 1945,  
wird er im KZ ermordet,  von den Nazis hingerichtet


DER ENGEL?

Darum feiern wir OSTERN - weil uns die Hoffnung dorthin führt, 
wohin uns wohl die ENGEL führen wollen

Bitten wir in diesen Tagen für alle Kranken und Sterbenden und für alle, die in großen
Sorgen und Ängsten leben.