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Dienstag, 27. März 2018

Fürbitten 28.3. loslassen oder kämpfen?



28.3.2018 Mt. 26.14    Mittwoch Karwoche

Bald wird der Lebensweg des Menschen Jesus zu Ende gehen. Die Evangelien berichten von den letzten Stunden. Warum weicht Jesus nicht aus, sucht er den Tod? Hofft er, dass ihn sein Vater-Gott retten wird? Oder nimmt er sein Schicksal einfach an? Lässt er alles los, auch sein Leben? Bitten wir heute

Herr, hilf uns  erkennen, wann auch bei uns die Zeit gekommen ist
den Weg einfach zu gehen – den Widerstand aufzugeben
Leid anzunehmen, Schmerz zu akzeptieren
du Gott mit uns:  wir bitten dich erhöre uns

hilf erkennen wann wir aufhören sollen
an diesen dunklen Weggabelungen in unserem Leben
bei Krankheit, Misserfolg, Liebesverlust
Auswege zu suchen, Fluchtpunkte, Notlösungen
du Gott mit uns:  wir bitten dich erhöre uns

hilf erkennen, wann es Zeit ist
die Angst durchzustehen
die Angst der Dümmere zu sein, die Angst zu scheitern
die Angst nicht akzeptiert, nicht geliebt zu werden
du Gott mit uns:  wir bitten dich erhöre uns

lass uns erkennen, wann wir sie loslassen sollen
die vielen Hoffnungen und Pläne
die Menschen, an denen wir hängen
die Vorstellungen, die wir von Gott und dem Leben haben
du Gott mit uns:  wir bitten dich erhöre uns

lass uns aber auch erkennen, dass wir nicht verliebt sein dürfen
ins Leiden und ins Ertragen
dass wir nicht apathisch und willenlos
alles annehmen dürfen, was uns widerfährt
du Gott mit uns:  wir bitten dich erhöre uns

lass uns erkennen, welche Würde darin liegt
gegen Leid anzukämpfen
sich und andere aus aussichtslosen Situationen zu befreien
Krankheit zu überwinden
Unrecht nicht zu akzeptieren
du gott mit uns:  wir bitten dich erhöre uns

Herr, lass uns Kreuz und Leid zum Ort der Hoffnung werden
wo wir das Leben annehmen können wie es ist - im Guten und im Schlechten
im Scheitern und in der Auferstehung –  Heute und an jedem Tag und immer wieder AMEN

 oder   Unser Bruder Judas“


Drei Tage lang war Judas Iskariot in diesen Tagen seit Palmsonntag eine der Hauptfiguren in den Evangelien. Ausgerechnet er, der Verräter, der Mann, der seinen Freund ausgeliefert hat, der Feigling, der sich umgebracht hat. Und doch ahnen wir, dass uns dieser Judas näher steht, als uns lieb ist.  „Unser Bruder Judas“ nennt ihn etwa Bischof Kothgasser in einem Buch.
Ja, Judas ist ein Teil von uns. Nicht, weil wir andere so oft verraten – sondern weil wir immer wieder UNS SELBST verraten, uns selbst untreu sind. Weil wir das Gute zu wollen und doch das Böse tut.  So bitten wir heute und halten dann Stille: „Komm, bitte, erbarm dich über mich“

wenn ich mich selbst verrate, weil ich mich mit einer anderen Meinung nicht unbeliebt machen will

wenn ich mich selbst verrate, weil ich mit einem ehrlichen Standpunkt nicht mein Image und mein Gesicht verlieren will

wenn ich mich selbst verrate, weil es mir unbequem ist, zu sagen, was ich wirklich denke

wenn ich mich selbst verrate, weil ich nicht nachgeben kann und Recht behalten will

wenn ich mich selbst verrate, weil ich mich nach anderen richte und nicht tue, was für mich das Richtige ist

wenn ich mich selbst verrate, weil ich kleinlich abrechnen will statt großzügig zu bleiben

wenn ich mich selbst verrate, weil mich Neid und Eifersucht oft die Dinge verzerrt sehen lassen

wenn ich mich selbst verrate, weil ich nicht aus Liebe handle, sondern aufrechne, was mir selbst abgeht


Du guter Gott – wir glauben ganz fest, dass Du Dich auch über Judas erbarmt hast. Dass auch Judas die Verzeihung und Versöhnung mit Jesus gefunden hat. Auch unsere Zerrissenheit kennst Du, unsere Halbheit, unsere Feigheit. Hilf uns heraus, aus allem, was uns selbst nicht gut tut und auch den anderen schadet. In diesem Vertrauen leben wir und danken wir Dir, heute und alle Tage unseres Lebens. Amen