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Donnerstag, 17. September 2015

TRAISKIRCHEN - unfassbar, immer noch solche Zustände?

Foto  maria von usslar

Fiebernde Kleinkinder  obdachlos in Traiskirchen                      Bericht  Christa Minkin http://derstandard.at/2000022330301/Fiebernde-Kleinkinder-obdachlos-in-Traiskirchen


Rund um das Lager müssen Flüchtlinge auf dem Gehsteig tagelang auf Erstaufnahme warten

Traiskirchen – Es gebe seit vergangener Woche keine obdachlosen Flüchtlinge mehr in Traiskirchen, sagte am Dienstag der von der Regierung eingesetzte Flüchtlingskoordinator Christian Konrad. Das Innenministerium bestätigte diese Information.
 

Ein Lokalaugenschein des STANDARD zeigte am Mittwoch ein anderes Bild. Auf dem an das Flüchtlingslager angrenzende Gelände der Polizeisicherheitsakademie (Siak), wo neu ankommende Schutzsuchende seit dem Aufnahmestopp in großen weißen Rot-Kreuz-Zelten untergebracht werden, standen am Mittwoch auch mindestens 20 kleine Campingzelte. Einsehbar waren sie erst bei einem Blick über die Mauer, die das Siak-Areal umgibt.
Karl-Heinz Grundböck bestätigt dem STANDARD, dass rund 100 Personen in Campingzelten schlafen würden. Es sei aber "niemand mehr unter freiem Himmel".
Für einige gibt es nicht einmal ein Campingzelt. Sie haben sich außerhalb des Lagers auf der Straße niedergelassen und schlafen tagelang auf dem Asphalt.
Rula, eine junge Frau aus Syrien, erzählt, dass sie vor zwei Tagen mit ihrer mehrköpfigen Familie nach Traiskirchen geschickt wurde. Dort wurde aber nur die halbe Familie aufgenommen. Sie blieb mit drei ihrer Kinder auf der Straße zurück; zwei von ihnen liegen fiebernd neben ihr am Gehsteig. Die ärztliche Versorgung sei nur für im Lager aufgenommene Flüchtlinge, habe man ihr gesagt. Wie es nun weitergehe, wisse sie nicht. Einheimische hätten ihr Essen und Wasserflaschen gebracht.

Von Thalham nach Traiskirchen
Radi H., ein junger Syrer, wartet mit seiner Familie ebenfalls auf der Straße. Die Familie wurde aus dem Erstaufnahmezentrum im oberösterreichischen Thalham von den Behörden vor drei Tagen zur Registrierung nach Traiskirchen geschickt. Dort würden sie aber nicht hineingelassen, erklärte eine für die Familie zuständige Mitarbeiterin der Volkshilfe. Sie hätte in Oberösterreich Schlafplätze für die Familie, doch dorthin könnten sie erst gebracht werden, wenn sie in Traiskirchen registriert wurden. Radi H. schätzt, dass etwa 200 Flüchtlinge auf dem Gehsteig vor dem Lager übernachten.
                                                                               foto: maria von usslar

                                       Das Kind vor dem Lager hat Fieber und wurde zunächst nicht ärztlich betreut.

Laut Grundböck bleiben derzeit Flüchtlinge, die direkt in Traiskirchen Asylantrag stellen, auf der Straße. Helfer würden immer wieder Schutzsuchenden in ihren Autos vorbeibringen. Während des Erstaufnahmeprozedere dürften sie sich nicht entfernen, würden aber gleichzeitig wegen Platzmangels und Aufnahmestopps nicht im Lager untergebracht. Es gebe keine Kapazitäten, um die Menschen nachts in Notquartiere zu bringen. Man habe behelfsmäßig Stühle im Feldspital auf dem Lagergelände für die Wartenden aufgestellt."

 http://derstandard.at/2000022330301/Fiebernde-Kleinkinder-obdachlos-in-Traiskirchen