Seiten

Montag, 10. August 2015

SDS Salvatorianer 24 - Armut - da renn ich mir immer noch den Kopf an, lieber P.Jordan


Heute ist das Fest des hl.Laurentius....und ich erinnere mich
schon ein paar Jahre ist es her, als mich ein Salvatorianer-Pater gebeten hat, ob ich
ihm nicht für diesen liturgischen Tag Fürbitten schreiben könnte. Du meine Güte "Laurentius" ...
ich gebe zu, keine Ahnung, was ich mit dem anfangen soll
Bruder Thomas hat für seine Messen, für die statio, die Einleitung sozusagen, fast immer den
Heiligen des Tages genommen. Und wann immer ich für Thomas Fürbitten schreiben sollte, musste
ich mir sehr sehr oft diese Heiligen erst "anschauen" - mich erst informieren, mich schlau machen -
google steht einem bei, das Heiligenlexikon ist dort schnell gefunden ....
aber bei LAURENTIUS hat Thomas damals höchstpersönlich sein ganzes Herz in die Beschreibung des Heiligen gelegt. Der. hl.LAURENTIUS - DER Patron der Armen -
Mir wäre damals  an erster Stelle Franz von Assisi eingefallen, aber der hat erst 900 Jahre später gelebt. Also erfahre ich:


Laurentius war im 3.Jahrhundert Diakon in der jungen christlichen Gemeinde Roms, hauptverantwortlich würden wir heute sagen für Finanzverwaltung und Soziales. Unter Kaiser Valerian wurde Laurentius aufgefordert, das Kirchenvermögen innerhalb von drei Tagen herauszugeben. Laurentius verteilte was er hatte an die Mitglieder der Gemeinde, versammelte eine Schar von Armen und Kranken, Verkrüppelten, Blinden, Leprösen, Witwen und Waisen und präsentierte sie dem Kaiser als „den wahren Schatz der Kirche“. 
Laurentius wurde daraufhin mehrfach gefoltert und zuletzt auf einem glühenden Eisenrost  hingerichtet. Höchstwahrscheinlich am 10.August 258. 
Sein Leben ist keine Legende.


Gemälde Fra Angelico - Laurentius verteilt den Kirchenschatz an die Armen 

Ich höre noch Thomas, als er sagt:  
"Weißt du, ich habe schon als ganz junger Pater solche Sehnsucht nach ARMUT gehabt,
aber selbst im Orden ist es fast unmöglich, wirklich ARM zu sein."
und ich erinnere mich noch,als ich lachend sage: 
"Ja arm seids, ihr habts zwar NIX, aber doch jeder von euch eine Bankomatkarte ... und was ihr euch wünscht und euch nicht selbst kauft, da gibts doch sicher immer so viele gute Seelen, 
die euch das von den Augen ablesen..."
Thomas hat mir den Zynismus gar nicht übel genommen - 
er hat von seinen ersten Jahren im Orden erzählt, er war Musiker, hat eine Band aufgebaut und mit der sollten sie natürlich von Pfarre zu Pfarre touren. Also, was dringend gebraucht würde, das wäre ein Bus. Nein,kaufen kann so etwas der junge Pater nicht - aber ganz schnell findet sich jemand, konkret eine Dame, die großzügig ist und den Bus spendet ... Danke lieber Gott .....
"Wir selbst sind zwar arm - aber zum Glück gibt es ja solche,die Geld haben ...."
 und die Beispiele ließen sich vervielfachen...
"Glückliche Armut" - sagte ich lachend..."aber so ist sie wohl nicht wirklich gemeint .."
"Nein", sagt auch Thomas - "nichts ist so schwer wie die Armut ..."

 
wie oft ich daran denke ....und heute am Tag des hl.Laurentius ganz besonders.
Gerade P.Jordan hat doch auch ein so großes Schwergewicht auf die Armut gelegt
(Im Folgenden zitiere ich aus den "Salvatorianischen Begleitbiefen" zusammengestellt von der Salvatorianerin Sr.Ulrike Musick und dem Salvatorianer P.Peter van Meijl - 
Es ist die Nr.21 dieser Informations-"Briefe" zu Leben und Spititualität von P.Jorden)

"Ich vererbe euch immerwährende Armut als kostbaren Schatz, als Perle, 
welche Gott am Tage des Gerichtes von euch zurückfordern wird"  Geistl.Testament P.Jordan

Pater Jordan nannte die Armut 'Mutter' und 'Fundament der Gesellschaft'. Ein wirklich Armer sieht die Not des anderen und versucht zu helfen: 'Ich vermute, dass wir kein religiös eifriges Leben in der Welt führen können, ohne uns irgendwie aktiv für die Armen einzusetzen'. 
Geistliches Tagebuch=GT  I 105/1

Für sich selbst nahm der Ordensgründer nichts in Anspruch: 
'Ich habe keinen anderen Titel, um erhört zu werden, als meine tiefe Armseligkeit'. GT I 42/2

In vielen Kapitelansprachen predigte Pater Jordan eindringlich über die Armut:
'Halten Sie fest am Geiste der Armut, dann werden Sie den Segen Gottes haben.
Ich möchte Ihnen nur einen Tag die Wonne und die Freude wünschen, die so viele Heilige schon erfahren durch die Observanz der heiligen Armut. Unterschätzen Sie
ja nicht diese kostbare Perle! Wollen Sie, dass die Gesellschaft blühe, wollen Sie Freude haben, wollen Sie glücklich sein, wollen Sie den Segen Gottes haben, so beobachten Sie die heilige Armut. Und wenn Sie an der Gesellschaft einen Verrat üben, üben Sie ihn dadurch, dass Sie die heilige Armut nicht mehr beobachten. 

Wie kann der eine Freude im Ordensleben haben, der die Armut nicht beobachtet?
Ein solcher Ordensmann wird früher oder später fallen. Also die Armut! 
Und wieder die Armut! ...
7.7.1899, Worte und Ermahnungen, S. 94, DSS XXIII.385-387


Von den Anfangstagen der Salvatorianerinnen - gegründet von Sr.Maria von den Aposteln (Foto)-

berichtet eine Augenzeugin von der Armut damals:

"Im Noviziat hatten wir einen Waschkessel, der schon Löcher hatte,

da zogen wir dann ein Stückchen Stoff durch, machten innen und außen einen Knoten und der Kessel war gelötet, so brauchten wir ihn beinahe noch vier Jahre bis das Noviziat nach Rom verlegt wurde. Auch mit unseren Suppenkesseln wurde das manchmal so gemacht. Dann machten wir aus Fußwännchen, welche ausrannen, einen Backofen, den man auf das Herdfeuer aufstellte, schlug unten den Boden heraus, um ihn als Deckel obenauf zu gebrauchen. Man stellte einen Dreifuß als Deckel oben auf das Feuer, weil wir offenes Feuer hatten, von Holzkohlen, legten eine blecherne Form mit etwas Erde und Kieselsteinen hinein, auf dieses kam dann

der Teller, in welchen der Teig zum Backen gelegt wurde"


 nein, das ist kein "historisches" Foto: Hier in Beit Emmaus in Palästina lebt die Salvatorianerin Hildegard Enzenhofer  zusammen mit anderen SDS Schwestern um Alten,Pflegebedürftigen und Behinderten zu helfen - den Ärmsten der Armen, Frauen, ganz gleich ob Christin oder Muslima

ARMUT 
Lieber P.Jordan, ja ich renne mir den Kopf an.
Ich weiß auch nicht, wie WIRKLICHE ARMUT gelebt werden soll.
Von uns, die ja nicht wirklich arm sind. 
Wir können uns ARM MACHEN - ganz sicher im Sinne Jesu, bedürfnisloser sein, 
bereit zum Teilen - das Leben mit Anderen teilen, wie Sr.Enzenhofer oder die vielen Paters und Schwestern und auch "Laien" in so vielen Projekten FÜR Arme und Bedürftige

Aber was zb TEILE ICH?
Letztlich gebe ich "aus dem Vollen" -
da fehlt mir danach selbst nix, wenn ich etwas hergegeben habe
Teile ich meine Wohnung mit einem Füchtling? Nein, undenkbar, lieber spende ich Geld - aber
letztlich auch nicht in dem Ausmaß, dass dann mir oder meiner Familie wirklich etwas FEHLEN würde. Ja. ich spende auch Zeit und Zuwendung
aber ARM - macht mich irgendetwas davon ARM?

Wie lebt man im Kloster ARMUT?
Sollen sie aufs Plumpsclo gehen?
Soll es zum Essen nur Wasser geben?
Sollten die Zimmer (manchmal überraschend nobel)
               noch "Zellen" sein?
Sollten sie second hand Gwand tragen -
(oh ja die Schwestern von St.Josef, die tun das wirklich
und zeigen stolz her, wie billig sie das und jenes erworben haben ...
aber die Männer?
Sollen die Frauen ihre Wäsche rumpeln?
Lieber P.Jordan ich weiß es einfach nicht ... 
nicht für mich und nicht für die Anderen.
Br. Thomas lebt nun seit ein paar Jahren in salvatorianischen Niederlassungen zuerst in Indien und jetzt
in Sri Lanka (Foto, sein Zimmer)
Sicher ein Kulurschock, auch was die Armut betrifft...
Das Leben dort hat seinem Leben ganz sicher den normalen  europäischen "Luxus" genommen. Und dennoch - letztlich wird er auch dort als Geistlicher und noch dazu als Europäer privilegiert sein ...so armselig vieles auch ist ....

Wenn man beginnt arm sein zu wollen - wo fängt man an - wo darf man aufhören?
wo ist die Armut "echt" und nicht nur "gespielt" 

Die ARME Kirche, ja, das ist die große Option von Papst Franziskus.
Aber auch er fliegt mit dem Flugzeug und geht nicht mit dem Wanderstab
Auch er wird umsorgt und ist kein Sandler
Eben sind wieder junge Priester geweiht worden:

JEDER ( :-) hier erübrigt sich das gendern :-)
Jeder hat wohl seinen eigenen goldenen Kelch,
seine eigene goldene Patene zur Primiz bekommen???? 
Was steht da alles herum in den Sakristeien?
wieder erinnere ich mich an Thomas -
"Zu meiner Primiz" - so hat er mir erzählt
"wollte ich ganz bewusst keinen goldene Kelch und all das Andere...ich habe meine Eltern so sehr gebeten mir das nicht zu kaufen" 
Er hätte gern nur einen Musikrekorder gehabt, für das Proben mit den Jugendlichen ...
aber was kam dann unterm Strich heraus?
der Musikrekorder UND das goldene Werkzeug ....
Nein, da war ich eigentlich gar nicht mehr zynisch,
ich habe ihm seine Zerrissenheit abgenommen
nicht einfach,
ARM sein zu wollen ....

Lieber P.Jordan, was mich betrifft bitte ich heute besonders
nicht um die ROMANTIK der Armut - irgendwie möchte ich ....
ja, was MÖCHTE ich - und könnte ich es nicht ohnehin?

AR - MUT     
MUT zur ARMUT ?

nur ein paar nackte unromantische Zahlen zur Armut in Österreich

Bevölkerungsgruppen mit überdurchschnittlichem Armutsrisiko:
26% aller alleinstehenden Frauen
24% aller Alleinerzieherinnen
26% aller kinderreichen Familien
32% der Menschen mit Migrationshintergrund
41% der Langzeitarbeitslosen

Das jedenfalls sind heute, am Fest des hl.Laurentius 
meine Fürbitten 


Bitten wir, dass Laurentius uns im Kampf gegen die Armut auch im eigenen Land hilft. 

Bitten wir für die Jungen: Laut Statistik Austria sind 408.000 Kinder und Jugendliche armuts-und ausgrenzungsgefährdet. Über100.000 Kinder und Jugendliche leben in akuter Armut, Immer mehr Jugendliche sind außerdem von Arbeitslosigkeit bedroht.    
Herr – hilf uns helfen – wir bitten dich erhöre uns

für die Alten: 226.000 Menschen leben nach Angaben der Diakonie unter uns armutsgefährdet. 53. 000 aller PensionistInnen leben in akuter Armut, in schlechter Wohnsituation, oft unzureichend ernährt, vereinsamt weil sie sich nichts leisten können.                                                                                      
 Herr – hilf uns helfen – wir bitten dich erhöre uns
                                                                                                                                    
für die Frauen: denn Armut hat vor allem auch ein weibliches Gesicht, 568.000 Frauen in Österreich (13%) Frauen in Österreich sind laut Statistik Austria von Einkommensarmut betroffen. Knapp die Hälfte davon lebt in akuter Armut und damit mit massiven Einschränkungen in zentralen Lebensbereichen. So viele Frauen als Alleinerzieherinnen.
Herr – hilf uns helfen – wir bitten dich erhöre uns


                                                          
für die Kranken : denn arm sein heißt auch öfter und früher krank zu sein. Unser solidarisches Gesundheitssystem darf nicht durch Liberalisierung und Einsparungen am falschen Fleck in Frage gestellt werden.        
Herr – hilf uns helfen – wir bitten dich erhöre uns
                                                                                                                                                                                                                         für die Arbeitslosen: denn Arbeitslosigkeit macht arm. Fast 382.000 Menschen sind bei uns derzeit ohne Arbeit. Es ist keine Entspannung in Sicht, sagen die Experten
Herr – hilf uns helfen – wir bitten dich erhöre uns

Für die zehntausenden Flüchtlinge in unserem Land: für heuer erwartet das Innenministerium an die 70.000 Asylanträge – weltweit sind fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht                        Herr – hilf uns helfen – wir bitten dich erhöre uns

Bitten wir ganz besonders für alle, die sich in Caritas und Diakonie und auch in vielen privaten Hilfsgruppen für Arme und Obdachlose aber auch für Flüchtlinge und Heimatlose engagieren. 
Bitten wir um ein Klima der Güte und Barmherzigkeit in unserem Land.                                                                                                                                                   
Herr – hilf uns helfen – wir bitten dich erhöre uns

Herr und Gott, öffne uns Herz und Augen, dass wir  rund um uns die Not der Menschen wahrnehmen. Mach uns fähig zum Mitfühlen und Teilen, dass wir dort nicht wegschauen, 
wo immer wir helfen könnten. Das erbitten wir durch Christus, unseren Bruder.  amen