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Montag, 8. Juni 2015

SDS 5 P.Martin Broda + - ein SEELsorger und ein LEIBsorger und was ich mir von ihm abschaue


P. Martin (Franz) BRODA SDS  
*17.9. 1936 -  + 29.5.2015

Heute, Montag, am 8.Juni ist er in Mistelbach beerdigt worden - P.Martin Broda,
ein Ur-Gestein der Salvatorianer,
Ich selbst kenne P.Martin nur aus Erzählungen. Aber in den Worten, mit denen er gewürdigt wird, erschließt sich mir ein Mensch, der mich berührt, wo ich mir spontan denke,
"da kannst du dir was abschauen"

Ich bitte meinen Freund Josef, ihr wißt schon, Jakobs Trauungspriester - (aber "Hauptberuflich" :-) Provinzial der Salvatorianer) - also ich bitte Josef, ob er mir die Notizen seiner Begräbnis - Predigt zeigen kann...
Es ist eine Lebensgeschichte, die ich mit Spannung lese.
"All-tägliches" Leben, unspektakulär und doch etwas ganz Besonderes.

Josef ist gut 15 Jahre jünger als P.Martin.
Als ihm Josef 17 jährig im SDS Haus in Graz am Lindenweg begegnet, ist P.Martin für ihn eine Respektperson. Es ist das studentische Revolutionsjahr  Jahr 1968/69, P.Martin Broda ist Erzieher bei den jungen Leuten. Josef erinnert sich:

"Ich habe dich, Martin, als einen Menschen in Erinnerung, der einen guten Draht zu jungen Menschen suchte. Du warst sehr präsent und einfach viel mit uns, Du hast mit uns gern gefeiert und hast dich bemüht, dass wir die Freude am Leben und Glauben entdecken. Dieses Anliegen war dir zeit-lebens wichtig",
 sagt Josef in seinen Abschiedsworten, die er beim Begräbnis DIREKT an Martin richtet

Der Provinzial beschreibt P.Martin als "offen, leutselig, humorvoll, herzlich, aufmerksam und einfühlsam - ein Seelsorger und Mensch. 
Aber er sei auch ein LEIB-Sorger gewesen - das gefällt mir sehr:
"Besonders in guter Erinnerung bist du mir auch in Gurk, wo ich als junger Student mit anderen zum Domführen war. Wenn am Mittwoch Nachmittag die Köchin – Frau Katharina Leitgeb - frei hatte, 
dann hast Du von der Fleischhauerei Seiser die besten Kärntner Köstlichkeiten fürs Abendessen
besorgt. Und wie hast du dich gefreut, wenn wir Jungen ordentlich zugelangt haben."  

Martin sei unter den Menschen aufgeblüht, sagt Josef in seiner Predigt.

Sein besonderes Talent waren die Musik und der Gesang. Martin Broda war Orgelspieler und Sänger und hat nicht zuletzt mit Begeisterung mit Gleichgesinnten das Kärntner Liedgut gepflegt.   


Musik ist für mich mehr als Hobby: sie ist Dienst, Verkündigung, 
Lebensausdruck.

so P.Martin selbst über seine Leidenschaft


Josef sagt in seiner Predigt:
"Martin, du warst ein Beziehungsmensch: Du interessiertest dich für die Menschen, gingst ihnen nach, riefst sie immer wieder an.  – Du kanntest die Menschen, du hattest ein großes Ohr und ein weites Herz für die Sorgen und Fragen der Menschen – ob jung oder alt! Du hast ein großes Beziehungsnetz aufgebaut, das sich von Oberösterreich nach Kärnten – besonders ins Gurktal – über Graz und die Steiermark bis ins Weinviertel spannt. 
Es trifft für dich zu, was die Hl. Hildegard von Bingen gesagt hat - an ihrem Gedenktag am 17. September bist du ja geboren - : „Pflege das Leben, wo du es triffst.“

"Pflege das Leben, wo du es triffst" - das ist jetzt so ein Satz, der mir hängen bleibt.
Pater Martin scheint etwas gerne gemacht zu haben, was ja auch ich tue und auf facebook poste: "Lebensweisheiten" sammeln, sie weiter geben - 
und jedes dieser Zitate, die man liebt, sagt ja auch viel über einen selbst aus
Aus P.Martins Sammlung (wie Josef sie zitiert)

"Martin Buber hast du zB. anlässlich deines 60. Geburtstages sprechen lassen, der sagt: 
„Je älter man wird, umso mehr wächst die Neigung zu danken – vor allem nach oben. 
 Oder Martin Luther: 
„Man kann Gott nicht nur mit Arbeiten dienen, sondern auch mit Feiern und mit Ruhen.“
P. Leo Thenner, der viele Jahre mit dir in der Salvatorpfarre Graz und dann auch in Gurk zusammengewirkt hat, bekam von dir genau vor einem Monat, am 8. Mai ein sms mit folgendem Text: “Helft mir sterben, dann helfe ich euch leben.“ Dabei zitiertest du Dr. Franz Schmatz, einen verh. Diakon und Psychotherapeut, der in Mistelbach gerade einen Vortrag gehalten hat."

Helft mir sterben, dann helfe ich euch leben
Das ist ein Satz, der mir durch und durch geht ... 
dass wir alle einander "sterben" helfen ... indem wir einander "leben" helfen. 
Weil eines ins Andere übergeht-  alles Leben ein hinein-sterben ist ....
und der Tod uns nicht schrecken soll - als ein neues hinein-leben
Gott, was kann man da darüber nachdenken
Über sich selbst und das, was er in seinem Leben als Be-Rufung erfährt, sagte P.Martin 
 (von Josef zitiert)

„Komm, folge mir nach“ wurde in mir aktiv. Durch Fügung lernte ich die Salvatorianer kennen und erkannte meinen Weg. ... 
 Die Jugend-und Studierzeit war öfters von solchen Momenten geprägt: „Plötzlich“ war „was“.

Warum ich gerne Salvatorianer bin?
Wie soll ich ausdrücken, was das Herz weiß? Es war von Anfang an der richtige Weg: 
"Komm folge mir nach" - als Salvatorianer immer mehr.  
Die Salvatorianer sind meine Lebenswelt: mehr als das Gewöhn-liche. Das ist unsere Species, unser Logo: mehr als das Gewöhn-liche!
Vorbilder waren: Priester, Missionare, die alten Patres und Brüder.
Und Heilige Gesponsen: Theresia von Lisieux, Franz von Assisi, Bernadette, Thomas von Aquin (Hymnen).
Kraft tanke ich im oftmaliges Besinnen auf die Berufungsworte: Komm..."

"Komm" - ich weiß, wie oft ich das Wort selber höre und wie ich doch immer wieder auch ausweiche und sage "Ja eh ....du, lieber Gott, du, Jesus ...eh, ich komm eh, aber ...
grad jetzt...isses vielleicht a bissl ungünstig... geh, gib mir noch Zeit"
Das Komm wieder deutlich sein lassen, wirklich "kommen", vieles liegen lassen

Und dann berührt mich noch etwas aus der Erzählung über P.Martin, wo ich mir denke:
 Ja, GENAU das schau ich mir ab - diese Lebenseinstellung. 
Denn wie oft läufts nicht so,wie man es will, wie man es geplant hat. 
Wie oft schmeißen dich andere aus der Bahn
Gut,ich lebe nicht "im Ordens Gehorsam" - ich muss gar nix tun,wenn ich nicht will - 
und habe doch meine Verpflichtungen: meiner Familie gegenüber, meiner alten Mama gegenüber, 
den Kindern gegenüber,wo ich immer wieder meine Pläne 
und eigenen Vorstellungen zurückstecken muss. 
Wo man sich kränkt, weil man sich eingeschränkt, aus der Bahn geworfen fühlt

Josef schildert, dass es P.Martin sehr zu Herzen ging als er 1980 von seinem geliebten Gurk, ich glaube, nach Mistelbach,  VERSETZT wurde und 
als Pater Martin dennoch unverbittert zu seinem 50ig jährigen Profeßjubiläum im kleinen Kreis in der Kollegskapelle beim Mittagsgebet sagte:  

Ich wurde nicht versetzt, sondern be-rufen. 
So war es immer in meinem Leben: 
eine Berufung und keine Versetzung.

Eine Berufung - und keine Versetzung
eine Berufung - und keine Kränkung
eine Berufung - und keine aufgezwungener Richtungswechsel
eine Berufung - und kein Nachgeben
eine Berufung - und keine Zurücksetzung

Und nochmals soll P.Martin als Salvatorianischer Mensch persönlich zu Wort kommen.
Als vor einem Jahr das neue Leitungsteam gewählt wurde, mit Josef als Provinzial, da bat man auch P.Martin um "richtungsweisende" Worte und er schrieb dem Team ins "Stammbuch"

Was ich mir erhoffe:
Das Leben muss Vorrang haben. Wir sind dem Leben verpflichtet, nicht dem PAPIER. 
Entscheidend ist nicht ein Amtsstempel, sondern die Prägung von OBEN. 
Nicht Selbstverwirklichung, sondern der HERR soll durch uns wirksam werden.

Was ich euch bitte:   
Die Armen, Kranken, Schwachen ... sollen weiterhin diese beachtliche Aufmerksamkeit, Zuwendung, Verbundenheit spüren.
Was ich für Chancen sehe:
Es wird gut weitergehen, weil wir Nichts ausgrenzen, uns nicht einengen. 
Die Universalität des Gründers ist auch in pastoralen Bereichen bestimmend. 
Wir sind gut bekannt für pastorale Weit-blicke.

„Wichtig bleibt:  
ich bin gerufen, ich werde er-wartet, ich darf mit Wegzeichen vom Rufer „rechnen“. 
Mögen uns viele österliche Begegnungen prägen: mehr als WIR sind und können.“