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Freitag, 10. April 2015

nur so - Au Backe - auch eine Nachhilfe in Feminismus

Also der Zahnarzt.
Nein, natürlich DIE ZAHNÄRZTIN
ich habe sie erst seit kurzem, mein alter, bewährter Arzt ist in Pension.
So etwas ist in Sachen "Zähne" eine Mini Tragödie: ich und auch die Kinder hatten totales Vertrauen,
auch wenn er leider nicht unsere Krankenkasse hatte,was ein bißchen ins Geld ging.
Aber Vertrauen ist "unbezahlbar"

Also Wechsel Anfang dieses Jahres zu einer Zahnärztin gleich hier ums Eck: wenigstens muss
man mit dem Angsthasen-Herzen nicht weit fahren
Eine reizende Person, völlig unaufgeregt, zart, einfühlsam -
Obwohl ich schon beim 1.Mal hingehe, weil es "da und dort" weh tut, sieht sie keinen Grund zur Panik.: "Alles wunderbar, alles wunderbar"
Zunächst mal Mundhygiene: dauert 2 !!!! Stunden, völlig schmerzlos, kein Piekser zu spüren, danach fühle ich mich wie neugeboren -
die Mundhygiene macht sie PERSÖNLICH:
"Prophylaxe sollte das Wichtigste für den Zahnarzt sein!!!!!"

 der nächste Termin ein rundum Röntgen: ja, da und dort schauts ein bissl nach-sanierungsbedürftig aus. "Aber alles kein Problem, keine Panik, alles schön langsam ...."
jedesmal nimmt sich die Ärztin eine geschlagene Stunde Zeit: mir ist das unheimlich. Das alles - außer der Mundhygiene - "auf Kasse". Sie arbeitet auch homöopathisch und hat unzählige Zusatzdiplome ua auch als Ernährungswissenschaftlerin.

Eigentlich ist es mir bereits ein bissl unheimlich: sie ist so ruhig und undramatisch, sie redet nicht groß daher ..... und dann passiert, was vermutlich "Frauenschicksal" ist

Plötzlich, denke sogar ich:  "na ja, wer weiß was die letztlich wirklich kann, vielleicht ist sie nur "lieb" und doch nicht so kompetent"
Als ich die Zahnschmerzen bekomme, überlege ich daher immer wieder, die Uni Zahnklinik aufzusuchen. Die sind am neusten Stand, total kompetent - wenn die Männer dort sagen
"das muss alles raus" - dann kann ich denen glauben.
Geb schon Vorschußvertrauen - und entziehe es der "lieben Zahnärztin"
 (seltsamerweise denke ich bei "Zahnklinik" nicht an Frauen!!!)

Trotzdem gehe ich gestern noch einmal zur "lieben Zahnärztin".
Einmal noch! Aber skeptisch!
Erzähle, wie und wos weh tut und wie es begonnen hat ... alles interessiert sie.
"Aha, Zugluft, der heftige Sturm, aha warm ist besser, wie warm? wie packen sie sich da warm ein,
Aha, auch die Ohren tun weh ....da wird schon auch ein Nerv eine Rolle spielen"
"Oh Gott" denke ich mir, "DAS wird nix ... das weiß ich doch alles selber"
"Was sagt denn das Röntgen von den Zähnen" frage ich, "soll man nochmal röntgen?"
"Ach nein, sagt sie... das brauchen wir nicht"
"Da spülen wir mit Sauerstoff ...da entsteht dann Plasma ..."
sie erzählt, wie das alles funktionieren soll, mit Sauerstoff, ich kann gar nicht folgen......
ich versteh gar nix


Ein eigener Apparat wird herangerollt - die Einstellung scheint kompliziert.
Die Assistentin tut lang herum, ich werde immer skeptischer,
irgendwas "zum Erden" muss ich in der Hand halten ...
"Lieber Gott"sag ich mir, "da werd ich jetzt aber mit Esoterik bestraft"
Aber der Mund ist offen, also .... ich lass ihn halt offen

Die Zahnärztin greift nun zu diesem "Sauerstoff-spender - und mit der Spitze eines Gerätes, das wie ein Zahnbürstel aussieht, fährt sie zart um den wehen Zahn, kurz hinein in die Zahntaschen ... nur wenig tut es weh ... aber ja, genau DORT
sitzt der Schmerz .. sie träufelt Sauerstoff hinein, ich spüre NIX, keine Ahnung was da geschieht,
es dauert ein paar Minuten ....ich schmecke auch nichts
wie immer macht sie alles zart, unendlich ruhig und fast "nebenbei" - weil: "ist ja alles kein Problem"
Nächste Woche soll ich eine solche Sauerstoffbehandlung im ganzen Zahnbereich machen:
gegen Entzündung, entkeimen ..... "wir machen das schon seit 20 Jahren!!"

Ich denke an meinen Zahnarzt und wie ich immer die entzündeten Zahntaschen aufgeschnitten bekam "deep scaling" ... ein Gemetzel
und JETZT?

 schon als ich die Ordination verlassen spüre ich fast kein Zahnweh mehr
daheim falle ich wie tot ins Bett
als ich aufwache: NICHTS, kein Ziehen, kein Schmerz
es hält bis heute früh an -

innerlich aber schäme ich mich ein bißchen, dass ich "der lieben Frau"
(eben: lieb und Frau und sanft und zart und unaufgeregt)
kurzfristig so wenig vertraut habe -
und mir womöglich von "kompetenten Männern" hätte alle Zähne reißen lassen