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Mittwoch, 8. April 2015

Auferstehen 4 - nichts kapiert?



Nichts kapiert?

Sie kannten ihn am besten von allen, waren drei Jahre lang mit ihm unterwegs, Tag und Nacht zusammen, haben seine Reden gehört, seine Aktionen hautnah mitbekommen: die Freunde von Jesus. Die zwölf Jünger, wie sie in der Bibel beschrieben werden.
Sie waren dabei, als Jesus den blinden Bartimäus heilte. Sie haben mitgeholfen, als Jesus dafür gesorgt hat, dass 5000 Menschen satt wurden. Sie haben immer und immer wieder gespürt, dass dieser Jesus die Menschen liebt, dass er anders redet, anders handelt, einfach anders ist. Sie wussten, dass sie sich auf ihn verlassen können, dass er keine leeren Versprechungen macht. Spätestens seit der Bootsfahrt, als sie in einen Sturm gerieten und Jesus mit den Naturgewalten sprach und diese zum Schweigen brachte, haben sie kapiert: Was dieser Typ sagt, das hat Hand und Fuß!
Und trotzdem verstehen sie gefühlt als Allerletzte, was an Ostern passiert. Und ich kann sie so gut verstehen. Denn das ist doch auch wirklich alles ein bisschen viel.
Der Evangelist Lukas erzählt in der Bibel, dass Jesus seine Jünger dreimal auf seinen Tod vorbereitet. Immer schön in Abständen. Er sagt sinngemäß: „Passt mal auf, ich werde bald getötet werden und nach drei Tagen wieder auferstehen. Das muss so passieren.“ Was soll man mit so einem Satz anfangen? Bei allem Respekt vor dem, was die Jünger mit Jesus erlebt haben – das geht über jegliche Vorstellungskraft hinaus!
Einmal sagen sie gar nichts dazu, als Jesus ihnen diese Botschaft zumutet. Sie trauen sich nicht, nachzufragen, sie verstehen es einfach nicht und bekommen Angst. Absolut verständlich. Ein anderes Mal steht da: Sie begriffen es nicht, der Sinn der Rede blieb ihnen verborgen und sie verstanden es nicht. Drei große Fragezeichen in den Gesichtern der Jünger und dabei haben sie mein absolutes Mitgefühl.
Bei der dritten sogenannten Leidensankündigung von Jesus reagierte endlich Petrus, einer seiner engsten Freunde. Mit meinen Worten wiedergegeben sagte er dazu: „Das lässt du mal schön bleiben.“ Interessant finde ich, dass Petrus kurz vorher noch voller Überzeugung sagte: „Du bist Gottes Sohn.“
Es tröstet mich, dass selbst die Menschen, die so nah an Jesus dran waren, die gleichen Fragen, Ängste und Zweifel hatten wie ich. Denn sie ergibt irgendwie keinen Sinn, die Botschaft von Ostern: Einer stirbt, damit alle anderen leben. Auch heute, mit einer jahrtausendealten Tradition im Rücken, klingt die ganze Geschichte nicht gerade logischer, oder?!
Und genau das bleibt für mich deshalb eine Herausforderung: immer wieder neu in meinem Leben zu verstehen, was Ostern ist.
Manchmal finde ich es völlig unlogisch, zerbreche mir den Kopf darüber und sage trotzdem: Jesus ist Gottes Sohn! Und deshalb feiere ich Ostern.


Aus: Daniel Schneider: Ich glaub an dich. – Gott. 52 Begegnungen der besonderen Art - SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.
abgedruckt:  online Fastenkalender Linz/St.Peter