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Sonntag, 14. Dezember 2014

Advent - 14 Dezember "..und für unsere abwesenden Schwestern und Brüder"


aus dem virtuellen Adventkalender der Diözese Linz
 (Originalbeitrag von Pfarrer Peter Jansen, Velbert)
 
14. Dezember: Et cum fratribus nostris absentibus ...

"Gerne fahre ich zu meinen Exerzitien oder zu freien Tagen in die Benediktinerabtei Gerleve im Münsterland und nehme dort auch am Stundengebet teil. Jede Hore (Gebetseinheit) endet mit den Worten: „Die Hilfe Gottes sei alle Zeit mit uns“, und alle antworten „und mit unseren abwesenden (Schwestern und) Brüdern. Amen.“

 
Wer fehlt heute und ist nicht dabei, weil er krank ist, einer unaufschiebbaren Arbeit nachgeht, auf Reisen ist, oder auch an einem anderen Ort lebt und arbeitet?
Sie alle sind in dieser Stunde dennoch mit der Gemeinschaft verbunden – sie gehören dazu, für sie wird gebetet und um den Beistand Gottes gebeten. Diese kurze Gebetsbitte berührt mich jedes Mal, wenn ich in der Klosterkirche sitze, mitbete und mitsinge. Ich denke dann an die Menschen, die mir nahe stehen und die mir ihr Gebet aufgetragen haben. Ich denke an die, mit denen ich verbunden bin in meinen Gemeinschaften im Dekanat, bei Kolping, im Hospizverein, in der Klinik und bei den Schützen. Sie alle nehme ich bei der Hand in diesem Augenblick und bitte für sie um Gottes Schutz und Beistand.


Unsere abwesenden Schwestern und Brüder – das sind bekannte Gesichter, aber auch viele Unbekannte, die einmal regelmäßig zum Sonntagsgottesdienst kamen, Menschen, deren Platz heute buchstäblich frei bleibt. Sie hinterlassen eine Lücke. Manche sind sicher verstorben, andere sind krank oder alt – und können deshalb sonntags nicht mehr zur Heiligen Messe kommen. Ich höre von vielen (erstaunlich vielen), dass sie den Gottesdienst am Fernsehen oder Radio verfolgen. Sie berichten gerne, wie ansprechend diese Feiern gestaltet sind und erfahren dabei auch eine ökumenische Bereicherung, da wechselweise aus katholischen und evangelischen Kirchen gesendet wird.


Es wird Gottesdienstbesucher geben, die einen anderen Gottesdienstort für sich gefunden haben, weil die Predigten oder die Musik besser ist, oder auf Kinder Rücksicht genommen werden kann, verständlich! Und da sind die Vielen, die einfach nicht mehr zur Kirche kommen – aus den unterschiedlichsten Gründen, letztlich aber, weil sie die Teilnahme an der Sonntagsmesse überflüssig finden, ihnen Messe „nichts bringt“ und sie den Impuls für die kommende Woche nicht (mehr) brauchen. Auch sie sind die abwesenden Brüder und Schwestern. Sie wissen vielleicht gar nicht, dass wir sie vermissen.


Das Gebet für die, die nicht mehr dabei sind, kann trotzdem ein wichtiger Schritt für uns alle sein. Sich bewusst machen, dass viele fehlen, dass das „Volk Gottes unterwegs“ weniger wird – dass der „Leib Christi“ in seiner sichtbaren Präsenz unvollstägndig ist. „Was können wir machen?“, fragen sich die Verantwortlichen in den Kirchen auch im Bewusstsein, dass wir nichts „machen“ können ... Beten können wir für die, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht (mehr) da sind.
Und das ist und bleibt wichtig. Vielleicht ein stilles Gebet vor dem Verlassen der Kirche: „Die Hilfe Gottes sei alle Zeit mit uns und mit unseren abwesenden Schwestern und Brüdern. Amen.“

 (Originalbeitrag von Pfarrer Peter Jansen, Velbert)