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Sonntag, 30. November 2014

ADVENT: Warten? man könnte auch was tun!

immer in der Adventzeit gibt es von der Pfarre St.Peter Linz das Angebot für einen
"virtuellen" Adventkalender. adventkalender.linz.stpeter@dioezese-linz.at
Jeden Tag im Advent eine Geschichte, ein Impuls, etwas zum Nachdenken

HEUTE eine Geschicht vom "TUN"
nicht nur warten ...auf ... sondern dort anpacken, wo etwas gebraucht wird.
ein DANKE allen in Linz St Michael, für die Advent "AUFNEHMEN" bedeutet
Menschen, Flüchtlinge aufnehmen ....


 30. November: Et in terra pax hominibus

Seit 1. September darf ich auch die Pfarren Linz – St. Michael und Linz – Heiligste Dreifaltigkeit mitbetreuen.
Das Pfarrhaus zu St. Michael war seit dem 1. September fast gänzlich verwaist. Nur mehr die Hausmeisterfamilie bewohnte das Haus. Einige Räume darin standen sogar schon seit mehreren Jahren leer. Natürlich stellte sich die Frage: Was machen wir mit den freigewordenen Wohnungen? Bald war klar: Wir wollen die freien Räume sinnvoll nutzen und werden den Pfarrhof für Menschen, die aus ihren Heimatländern unter Todesgefahr flüchten mussten und nun bei uns in Österreich Aufnahme suchen, zur Verfügung stellen.
Aber die Räume waren alle leer. Keine Betten, keine Kästen, weder Tische noch Sessel, keine Teller, kein Besteck – es fehlte an allem! Also was tun? Da kam die Idee: wir bitten die Menschen in allen unseren drei Pfarren, uns bei der Beschaffung des Allernötigsten zu helfen.
Was dann geschah, war überwältigend: Sofort nach unserem Aufruf brachten uns Menschen aus allen drei Pfarren und auch aus anderen Stadtteilen so viele gut erhaltene, teils nagelneue Sachspenden, dass in kürzester Zeit alles Nötige beisammen war. Sogar mit Geldspenden wurden wir unterstützt.
Dann kam der große Tag: Die ersten Flüchtlinge, Einzelpersonen und Familien mit Kindern, hielten Einzug und füllten das Haus neu mit Leben. Mit großem Eifer gingen sie gleich ans Werk, die Räume wohnlich zu gestalten. Alles war perfekt!
Doch dann kam der erste Samstag: In Oberösterreich ist es üblich, dass im ganzen Land jeden Samstag um 12.00 Uhr alle Sirenen mittels eines 15 Sekunden dauernden Dauertons getestet werden. Für uns ist das so selbstverständlich, dass wir gar nicht daran dachten, die uns nun anvertrauten Menschen darauf hinzuweisen, dass hier im Pfarrhaus die Sirene besonders laut zu hören ist, da sie sich am Dach der benachbarten Schule befindet.
Kaum heulte die Sirene auf, rannten die Flüchtlinge voller Panik aus dem Haus.
Freilich konnten wir sie rasch beruhigen und alles aufklären. Aber die Angst in ihren Augen sprach Bände.
Und ich bekam eine Vorstellung davon, wie verzweifelt man sein muss, um alles Vertraute zu verlassen und in ein fremdes Land und eine ungewisse Zukunft zu fliehen.
Wie traumatisiert muss jemand sein, wenn die ganz normale Sirenenprobe ihn in Angst und Schrecken versetzt, dachte ich.
„Et in terra pax hominibus – und Friede auf Erden bei den Menschen“ haben die Engel vor mehr als 2.000 Jahren auf den Feldern von Bethlehem gesungen und damit Jesus Christus als den König des Friedens angekündigt.
Nun ist wieder Advent: Dieser Advent 2014 ist neue Chance für den Frieden. Der Friedensfürst möchte endlich in den Herzen der Menschen ankommen. Bereiten wir ihm den Weg. Jetzt!



(Originalbeitrag von Pfarrer Franz Zeiger, Linz – St. Peter)