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Mittwoch, 2. Juli 2014

SOS Ebola

                                                        Foto AP  orf.at
                                           http://orf.at/stories/2236333/2236347/

Verharmlosung eines tödlichen Virus

Im größten Krankenhaus von Conakry herrscht Empörung. „Sie haben solche Lügen verbreitet: Ebola sei unter Kontrolle, Ebola sei Vergangenheit“, sagt Alphadio, der als Arzt an der Donka-Klinik in der Hauptstadt des westafrikanischen Guinea arbeitet. Wegen solcher Äußerungen trügen Regierung und Behörden des Landes eine Mitschuld.
„Durch Verschulden unserer Regierung, ob sie das will oder nicht, hat sich die Krankheit ins Innere des Landes ausgebreitet“, sagt Alphadio, der nur seinen Vornamen nennen will. „Sie haben solche Lügen verbreitet, dass unsere Partner und sogar die Bevölkerung irgendwann die Hände in den Schoß legten. Und das ist nun das Ergebnis: Die Epidemie verbreitet sich überall im Land.“

„Der ganze Lärm um Ebola“

Sein Kollege Kankou Marah pflichtet ihm bei: „Wir wissen heute alle, dass die Regierung ihre Interessen wahrt und vermeidet, der Bevölkerung die Wahrheit zu sagen, um die Investoren nicht zu vertreiben.“ Auch ein Religionsoberhaupt im muslimischen Guinea übt Kritik: Imam Thierno Ousmane Camara fordert „vom Präsidenten, diese Krankheit, die leider weiterhin Familien unglücklich macht, nicht zu verharmlosen“.
Anfang April hatte Guineas Präsident Alpha Conde am Sitz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf gesagt: „Im Moment ist die Situation unter Kontrolle, und wir klopfen auf Holz, dass es keine neuen Fälle gibt.“ Bis dahin war die Zahl der Todesopfer im Land bei unter hundert. Einige Tage später begrüßte Conde die Staatschefs der Region bei einem Treffen in Conakry mit den Worten, er sei dankbar für ihr Kommen „trotz des ganzen Lärms um Ebola“.

Ärzte ohne Grenzen: Lage „außer Kontrolle“

Dieser „Lärm“ kommt vor allem von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, die seit Ausbruch der Epidemie in der Region aktiv ist. Ende Juni teilte Ärzte ohne Grenzen mit, die Situation gerate mit 60 Krankheitsherden in Guinea „außer Kontrolle“. Als Reaktion darauf kritisierte Conde das Verhalten von Ärzte ohne Grenzen und anderern internationalen Organisationen in dem Land als „nicht immer perfekt“.
Nach Beobachtungen von Journalisten der Nachrichtenagentur AFP gibt es in Conakry inzwischen keine Aufklärungskampagne mehr, weder über Radio oder Fernsehen noch auf den Straßen. Auf den Bahnhöfen, im Hafen und auf dem Flughafen sind Kontrollen auf ein Minimum beschränkt.

„Kein Budget“ für Aufklärung

Auch im benachbarten Liberia empören sich Bürger: „Was macht der Gesundheitsminister, um die Bevölkerung zu sensibilisieren, die mehrheitlich Analphabeten sind? Nichts!“, sagt die 38-jährige Chefsekretärin Magdel Sneh in der Hauptstadt Monrovia. Wie in Conakry gibt es auch hier keine Aufklärung: „Wir haben kein Budget für riesige Sensibilisierungskampagnen“, sagte ein Mitarbeiter des Gesundheitssystems, der anonym bleiben wollte.
In New Kru Town, größter Ebola-Herd Liberias, sagt der Einwohner Peter Jleh: „Wir sind Afrikaner, wir sind es gewohnt, in der Gemeinschaft zu leben, und wir werden weiterhin gemeinschaftlich leben und uns die Hände schütteln.“
Mouctar Bah und Zoom Dosso, AFP
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