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Samstag, 12. Juli 2014

...hinter Gittern 1

                                                      Foto Irmgard Czerny

seit der Diskussion um die Zustände in unseren Gefängnissen - Justitzwacheanstalten, auch so ein
Schönfärbewort - frage ich Irmgard immer wieder (so hintenrum): "Willst du nicht einmal die Geschichte von E erzählen?" Vor vielen Jahren schon ist Irmgard als Betreuerin von ORF Sendungen
auf das Schicksal eines jungen Mannes gestossen - wegen Mordes verurteilt - der Kontakt "nach außen" suchte. Irmgard hat ihm das in unglaublich engagierter Art und Weise bis zu seiner Entlassung geboten - ohne ihre Hilfe beim "Wiedereinstieg" wäre für ihn vielleicht ein normales Leben so leicht gar nicht mehr aufzunehmen gewesen. Trotzdem hatte aus ihrer Sicht nicht alles ein "happy end". - aber Irmgard wird die Geschichte "hinter Gittern" in Häppchen selbst erzählen...
Letztlich ist es aus der Perspektive des Häftlings E auch eine Geschichte vom Überleben zum Leben

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Die Diskussion um die Gefängnisse in Österreich lässt wieder einmal Bilder in meinem Kopf aufleben, die zwar schon vor Jahrzehnten (ich glaube in den Siebzigerjahren) entstanden sind, sich aber in meinem Gedächtnis eingebrannt haben, weil ich zum einen noch ziemlich jung war, und es zum anderen so außergewöhnlich war, da ‚Normalsterbliche‘, wenn sie nichts verbrochen hatten, kein Gefängnis in dieser Form besuchen durften – schon gar nicht Frauen eine Männerstrafanstalt. Zumindest zur damaligen Zeit.
Ich war im Zuge meiner ORF-Tätigkeit mit einem Mann befreundet, der für die Inspektionen der Strafanstalten zuständig war und eine kleine Gruppe von KollegInnen mitnehmen durfte, als er die diversen Häuser inspizierte. So kamen wir einmal zu den Jugendlichen in die Justizanstalt Gerasdorf, wo uns eine Gruppe von jungen Burschen eine Darbietung ihres musikalischen Könnens präsentieren durfte. Ich erinnere mich an einen Siebzehnjährigen, der wegen dreifachen Mordes einsaß.
In der Strafanstalt Stein bekamen wir eine Führung durch die Werkstatt, in der Schwerverbrecher am Werk waren,  und die vermutlich schon lange keine weiblichen Geschöpfe mehr in nächster Nähe zu Gesicht bekamen (eine Freundin von mir war mit – und es war Mini-Zeit).
Interessant war der Kurzbesuch in Stein-Oberfucha, wo sich die sogenannten Wirtschaftsverbrecher befanden. Ihre ‚Zellen‘ z.B. waren gar nicht versperrt.
Was ich am Tragischsten empfunden habe, ist mir aus Schwarzau, dem einzigen Frauengefängnis, in Erinnerung. Wir bekamen dort ein Mittagessen, das uns eine Insassin servierte, die ihr Kind ermordet hatte. Gerne hätte ich ein Gespräch mit ihr gesucht, doch das war verboten. Erzählt wurde uns dann noch von einer Frau, die zwanzig Jahr einsaß, entlassen wurde, außerhalb der Gefängnismauern vermutlich von niemandem in Empfang genommen wurde, die Straße überqueren wollte, von einem Auto erfasst und tödlich verletzt wurde.
Auch mit der Strafanstalt Graz Karlau verbinde ich viele Erinnerungen, aber dazu vielleicht ein anderes Mal.