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Samstag, 8. März 2014

Wovon lebt der Mensch? Gedanken zum 1.Fastensonntag

Wovon lebt der Mensch? Das ist für mich heute eine der zentralen Fragen in den Lesungen.
Gott schuf den Menschen, hören wir in der Genesis Erzählung, aber der Baum der Erkenntnis sollte für Adam und Eva tabu sein. Aber schon das erste Menschenpaar will mehr, als das, was man ihm zugesteht. Warum soll irgendetwas unerreichbar sein? Es gehört sicher zur Würde des Menschen, dass er nicht bei dem stehen bleibt, was ihm vorgegeben wird. Man könnte sich auch fragen, worin liegt der Sinn, wenn Gott dem Menschen die Einsicht in gut und böse vorenthalten möchte. Und ist es nicht gut, wenn den Menschen die Augen aufgehen und sie sehen,wie die Wirklichkeit ist: „und sie erkannten,dass sie nackt waren..“ Schon als Kind habe ich gefunden, dass Eva mutig ist und dass sie Recht hat, den Schritt über das Verbot hinaus zu machen. Gott hat uns nach seinem Bild und Abbild geschaffen, heißt es doch ebenso stolz in der Bibel: warum besteht plötzlich die Sünde darin, „wie Gott sein zu wollen“? Nicht mehr Knechte seid ihr, sagt Jesus, Miterben und Besitzer seid ihr....
Ja ich denke, der Mensch lebt davon, seine Grenzen auszuloten, er lebt auch davon, seine Grenzen zu überschreiten. Nicht immer ist das gut – und doch glaube ich, dass Gott auch heimlich ein bißchen stolz auf die Unerschrockenheit der Eva ist …

Jesus, nach langem Fasten in der Wüste, empfindet vielleicht Ähnliches wie Eva. Warum sich mit wenig zufrieden geben,wenn man Alles haben kann. Könnte ihm nicht die ganze Welt zu Füßen liegen? Warum nur ein kleiner frommer Jude sein, wenn man so viel mehr haben könnte?
Wenn man lange fastet, fühlt man sich sehr stark. Man hat sich selbst überwunden, nichts scheint unerreichbar. Man fühlt sich vielleicht ein bißchen wie „der Herr des Universums“ - „Versucht durch den Teufel“ beschreibt das das Evangelium. Jesus entscheidet aber vielleicht gar nicht so viel anders als Eva. Denn sich so radikal für Gott zu entscheiden – gegen all das, was möglich wäre – ist so eine Entscheidung nicht auch eine Grenzüberschreitung. Auch Jesus verläßt damit das Paradies, den gemütlichen Weg …. für ihn wird es bald ein Weg in den Tod sein …

Ich denke mir: am Baum der Erkenntnis rütteln – oder sich so radikal wie Jesus für einen Weg mit Gott zu entscheiden: das erfordert Mut, das „setzt uns der Wirklichkeit aus“ - dann sind wir keine geschützten "Mitläufer", dann stehen wir nackt da, wie Adam und Eva, wie Jesus vor seiner Kreuzigung: Nackt stehen wir vor Gott
Aber einen anderen Weg gibt es nicht. Der Rest ist Glauben

Lesung:        Genesis 2,7 - 3,1
Evangelium  Matthäus .4.1